(k)ein witz

samstag morgen. zeit zum einkaufen beim biobauer pesche aeschlimann in uettligen. und damit auch zeit, einen wie immer träfen wochenrückblick abzuhalten.


ort des wochenrückblick am 13. dezember 2008 (foto: stadtwanderer)

von beruf biobauer, für den erwerb chauffeur, und für das gemüt verkäufer in seinem hofeigenen laden, empfängt uns pesche wie immer gut aufgelegt. heute sind wir zwischen nüsseler-salat, sesam-brot und weihnachts-güetzi aus dem eigenen haus schnell beim witze-erzählen.

“in lützelflüe haben man bei archäologischen ausgrabungen eine sensationelle entdeckung gemacht”, erzählt pesche. “in der erde begraben haben man eine dritte gotthelf-verfilmung gefunden. nach ueli der knecht und ueli der bauer gibt es jetzt auch ueli der maurer.”

das erinnert mich an meine erste vorlesung an der uni bern, die dem “politischen witz” gewidmet war. natürlich ging es vornehmlich um den legendären bgb-bundesrat ruedi minger. der bauer im bundesrat, der selber gerne witze machte, wurde ja selber zu einer der beliebten witzfiguren.

dazu ein witz von damals: “als emd-chef reorganisiert minger die armee. eine brigade wird ihm direkt unterstellt. der berner volksmund hat dafür sofort einen namen: d’armee hät e brigade minger!”

natürlich versteht man das nur richtig, wenn man berndeutsch kann. denn “brigade minger” heisst sowohl “eine brigade, angeführt von minger” wie auch “eine brigade weniger”: ausgerechnet der svp-bundesrat als armeeabbauer!

doch unsere veranstaltung blieb nicht beim witze erzählen stehen. unvergessen ist mir seither das witz-verständnis von sigmund freud: demnach schafft der witz eine emotionale gemeinschaft. mit dem lachen solidarisiert man sich mit dem witze-erzähler. und grenzt sich gegenüber dem ausgelachten ab. gerade deshalb sind witze über autoritäten so beliebt. das spielende urteilen zeigt, was sich ohne ausgesprochen zu werden abspielt, wenn man krampfhaft ernsthaft sein muss.

den ersten witz zu ueli maurer in der blogosphäre habe ich, kein witz!, auf dem sonst so humorlosen “winkelried” gefunden. da wurde gestern schon prophezeit, “die linke” werde jetzt bundesrat-maurer-witze erfinden, um ihn schlecht zumachen. selber ist man zwar nicht links, aber noch schneller im witze erzählen als der “böfei”. kostprobe einer rechten pointe voller hoffnungen:

“Leuthard ist empört, dass ihr das VBS nicht mehr den Helikopter zur Verfügung stellt. Sie geht zu Ueli Maurers Büro, reisst die Türe auf … am Tisch sitzt Christoph Blocher.”

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

10 Gedanken zu „(k)ein witz“

  1. Auch (k)ein Witz: In Bern rätselt man immer noch wer bei den Bundesratswahlen die ungültige Stimm abgab. Der Kommunist Zisyadis glauben die meisten. Ein Stimmenzähler weiss es besser. Es war Hansjörg Walter. Zuerst wollte er sich selber wählen dann merkte er, wie ihn seine Sitznachbarn kontrollierten. Auf dem Wahlzettel der nicht zählte stand: Hansjörg Maurer.

  2. Ist der besser?
    Sagt der Walter Hansjörg zum Brunner Toni: “Wir sollten an die Aera nach Blocher denken!” Antwortet ihm der Parteipräsident: “Nicht nötig, Blocher ist unsterblich.”

  3. vor einem jahr war ich in der botschaft eines eu-mitgliedstaates eingeladen. beim mittagessen entspann sich eine interessante diskussion.
    mein gegenüber meinte, in der schweiz gäbe es wenige politische witze. harter zynismus, scharfer sarkasmus, schwarzer humor seien hier wenig ausgeprägt.
    seine begründung: eine folge der direkten demokratie. die gäbe den menschen die möglichkeit mitzureden. das sei vor vorteil. wenn man das nicht habe, entwickle man nicht nichts, sondern politische witze, um der ohnmacht ausdruck zu geben.
    wäre das ein ansatz, aufkommende maurer-witze zu deuten, oder nicht? – meinungen sind gefragt …

  4. Witze – oder keine Witze – sind wohl nur (k)eine Folge Folge der direkten Demokratie. Es hängt sicher auch von der Person, ihrer Herkunft und ihrem (nicht akademischen) Leben vor der Amtsübernahme ab. Dies zeigt sich z. B. gut bei Minger und Ogi. Witze über die beiden haben doch häufig einen Bezug zu ihrer Herkunft resp. was sie vorher waren.

    Apropos Folgen der direkten Demokratie: Hinter meinem Namen habe ich ein interessantes Interview mit Roger de Weck verlinkt.

  5. Auch (k)ein Witz und heute etwas verspätet gelesen: Ein SP-Nationalrat und Stapi einer mir bekannten Stadt 😉 soll nach der letzten Stadtratssitzung im Foyer des Saals gesagt haben: “Ich habe der SVP gesagt, sie sollten den Blocher nicht aufstellen. Wir würden ihn dann wählen, und die SVP müsste ihn aus der Partei schmeissen”

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