Stadtwanderung zu Netzwerken

Ich bin gerade mit Netzwerken beschäftigt. Nein, nicht dem Eisenbahnnetz oder dem Internet, sondern mit gesellschaftlichen Netzwerken. Ich denke eher an Kirchen oder Offiziersgesellschaften, Frauenorganisationen und Wirtschaftsverbände, aber auch an Drogendealer oder Spione. Sie alle sind eine Art Netzwerk.

Netzwerke beginnen mit Knotenpunkten und Verbindungen dazwischen. Sie informieren und kommunizieren. Die verleihen Macht und Einfluss. Sie mobilisieren und unterstützten, sie befördern Karrieren und sie integrieren die Gesellschaft.
Das Milizparlament ist wohl das grösste Netzwerk der Schweiz. Jedes Mitglied ist nebst der Partei, die ihn nominiert hat, im Schnitt Teil von 10 Organisationen. Mit zwei Badges erhalten einige davon privilegierten Zugang zum Parlament. Andere sind bestrebt, mit bezahlten Mandaten ihren Einfluss zu mehren. Dritte heuern PA-Firmen an, um sie Gehör zu verschaffen. So ist in den letzten Jahren eine gut vernetzte, bunte Szene rund um das Bundeshaus entstanden, die alle Netzwerke sind.
Heute sind so verschiedene Gruppierung dabei wie Alliance F, ein bewegungsnahes Netzwerk, Economiesuisse, ein Politiknetzwerk, das Bundespolitik zu steuern versucht, oder Farner AG, eine PR Agentur, welche Oppositionelle zum Rahmenabkommen wie auch zur Schuldenbremse unterstützt. Erwähnt seien auch die Klima-Senior:innen, die medial stark unterstützt, in Strassbourg gegen die Umweltpolitik klagten.
Ich bin eingeladen worden, am diesjährigen Tag des Denkmals eine Stadtwanderung zu „Vernetzt“ zu machen. Zuerst zögerte ich. Denn weder ein Denkmal noch eine Skulptur gibt es in Bern, die an gesellschaftliche Netzwerke erinnern würden. Aber es gibt genügend symbolische Orte, wo Netzwerke tagen, ihre Zentrale haben oder ihre Arbeit planen.
Am 8. September ist es soweit. Die neuartige Führung findet gemeinsam mit Memoriav statt, dem Verein für die Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes. Ton, Bild und Erzählungen sollen so ein gemeinsames Denk-Mal der heutigen Politik bilden!

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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