die berner wahlplakate im blindtest

an ein gutes wahlplakat erinnert man sich, ohne es sehen zu müssen. denn es erzählt mit visuellen mitteln eine geschichte, die so gut sitzt, dass sie uns zum permanenten wählen des oder der beworbenen motiviert. ein blindtest des stadtwanderers mitten in der dunklen nacht, was dabei 2008 alles hängen blieb.

das erste bild gehört stephan hügli. denn auf einem seiner plakate kommt man ihm ganz nah. nur sein gesicht ist drauf. welch klare botschaft! allerdings, mehr ist da auch nicht. denn auf dem plakat sieht man keinen hintergrund nicht. und das ist wohl bei hüglis mitte auch programm. ausser dass er auf dem andern plakat mit einem bären velo fährt. hää?, will der uns nach seinem rauswurf aus der fdp einen bären aufbinden? ich bin da ehrlich: ein paar politiker auf dem rücksitz, die zu hügli stünden, wären mir da lieber gewesen.

da ist der hintergrund des rotgrünen gemeinderatsplakates viel besser. der baldachin!, das schönste bauwerk, das wir in der letzten legislatur bekommen haben, ist abgebildet. super! allerdings auch das teuerste, reiht sich in der erinnerung an. doch das kümmert das linke quartett nicht viel. sie stehen zu ihren ausgaben. wenn auch nur im fotoshop. denn das bild macht einen mächtig montierten eindruck. und wenn man das ganze schon manipuliert hat, frag ich mich: hätte man da nicht auch die eine oder andere kandidatur durch eine neue ersetzen können? nicht nur das stadtbild bedarf einer regelmässigen erneuerung, werte mehrheit!

von personellen wechseln haben die bürgerlichen so genug, dass sie gar nicht mehr davon sprechen wollen. denn die emotionen gingen während der nomination vor allem bei der fdp so hoch, dass auf dem briefing für den grafiker wohl nur eines stand: beruhigen sie die lage! das hat er oder sie dann so wörtlich genommen, dass einem die versprochene wende partout nirgends auf dem plakat auffallen will. dafür wähnt man sich, beim betrachten derbewerbungen vor dem leitungstrio einer regionalsparkasse zu sein. und ob die bankenallusion im moment das beste rezept ist, um gewählt zu werden, frage man gleich am schalter der ubs nach …

da lob ich mir schon mal den hofer jimmy. denn marketing ist seine sache nicht. auf seinem plakat sieht man vor allem einen hut und einen bart. was bei ihm dazwischen ist, fragt man sich da natürlich. ein mundwerk, kommt einem physiognomisch zwingend in den sinn. das ist gut, für einen stadtpräsidentenkandidaten, sage ich mir. doch bei hofer bleiben mir keine wort in erinnerung, ausser dem zvieri – mit einem bierli. doch da sind wir schon am ende der hopfen&malz-kandidatur aus der matte. ein gutes dutzend fans nur sollen es gewesen sein, die mit hofer im mühlerad gratisbier getrunken haben. so viele stimmen machen noch keinen stadtpräsidenten, ruf ich da zurück.

genau, auch barbara hayoz will das stadtpräsidium. das jedenfalls liest man auf jedem der schönen blauen plakate mit konterfei der sympathischen kandidatin. doch darüber hinaus wirkt sie ein wenig farblos, will mir scheinen. der elan aus der bärenmutter-phase im frühen wahlkampf ist irgend wie vorbei. gut, die mehrkosten des neuen bärenparkes hätten kein motivierendes plakatsujet abgegeben, das ist klar. da ist die gewählte durchschnittsvariante für die werbung der bürgerlichen kandidatin allemal besser!

aber nicht gut genug! denn er wäre nicht er, wenn er nicht das beste aller plakate in diesem wahlkampf gehabt hätte. es ist provozierend rot. und es hat einfachste botschaften. “weiter so!”, aller kritik zum trotz. das kann sich wirklich nur tschäppät erlauben, äxgüsi, tschäpp@. der gag mit dem affenschwanz für den silberrücken sitzt, am besten sogar auf der orangen variante des plakates. die erklärungen auf holländisch wären da für die normalen berner und bernerin nicht einmal nötig gewesen. denn alle wissen, alex will es nochmals wissen. gut abgelenkt, sag ich dir, werter stapi, wenn ich dich beim nächsten apéro treffe.

stadtwanderer

mehr bilder finden sich hier.

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

3 Gedanken zu „die berner wahlplakate im blindtest“

  1. also das beste bei tschäppät fand ich ja die karte berns im briefkasten, die jetzt in der küche hängte: “mein plan für bern”…
    grossartig!
    ich frag mich aber, ob ich ihm darob meine stimme gegeben hätte, könnte ich denn in bern wählen gehen…

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