neues projekt: stadtwandern in schaffhausen

1223358951_033dd58e54.jpgich habe eine neue anfrage: stadtwanderung in schaffhausen. meine schwester, monique menk lädt ein. da werd’ ich nicht nein sagen!

zunächst gemischte gefühle

zuerst dominierte der schreck: ausgerechnet schaffhausen! mein verstorbener mittelalterprofessor in zürich, hans conrad peyer, war schaffhauser. er war der erste, der mich für stadtgeschichte zu begeistern sucht. doch er war nicht so überzeugt von mir und meiner arbeit. diejenige über die märkte am rhein, die ich bei meiner schwester in schaffhausen (!) getippt hatte, weil ich mir damals, etwa 1979, noch keine schreibmaschine leisten konnte, liess er gerade durchgehen …

doch dann erwachte ob der anfrage die freude in mir. eine “neue” stadt erwartet mich. eine neue kultur wohl auch: das rheinische, das alemannische, das kleinstädtische dürfte in schaffhausen stärker hervortreten als in bern, wo die mischung aus allem möglichen dominiert. für die geschichten aus der stadt wird das wichtig sein. und dennoch: alle europäischen städte aus dem mittelalter entwickeln sich nach vergleichbaren vergleichbar: man muss die verkehrslage studieren; man muss die kirchlichen und weltlichen verhältnisse im mittelalter kennen. und man muss die sozio-ökonomische entwicklung der stadt nachvollziehen.

orte und figuren gesucht

stadtwandern macht nur spass, wenn es markante plätze, schöne gebäude und auch ausdrucksstarke denkmäler hat. da bietet schaffhausen ja einiges: der wasserfall, das kloster allerheiligen, der munot, die erkerhäuser und die industrieanlagen der georg fischer ag kommen mir schon spontan in den sinn! und ich frage mich: sieht man noch spuren der bombardierung der stadt im zweiten weltkrieg durch die allierten?

für die vermittlung vor ort muss man nach personen fahnden, die eine geschichte erzählen könnten: könig heinrich III. und die nellenburger im hochmittelalter werde ich mir vornehmen, sebastian hofmeister, der reformator, muss vorkommen, genauso wie walther bringolf, der legendäre arbeiterführer und stadtpräsident. vielleicht sollte ich auch geri bührer, den wirtschaftsverbandsboss treffen, und werner minder, den trybol-patron anrufen, um zu verstehen, wie es ist, wenn die interessen des gross- und kleinkapitals in einer so geschlossenen welt wie der stadt schaffhausen aufeinander treffen. oder sollte ich zu meiner einstimmung mit der schriftstellerin isolde schaad ein interview führen, gerade weil sie schaffhausen verlassen hat?

auf der spur von tells geistigem grossvater

eines ist sicher: johannes von müller, den schaffhauser historiker aus der wende vom ancien zum nouveau régime, wird einen gebührenden platz in meiner führung erhalten. seine werke habe ich geschenkt erhalten, und ich werde sie sicher einbauen. denn ohne seine geschichte der schweiz hätte friedrich schiller in weimar seinen wilhelm tell nie hingekriegt, und hätten wir bis heute ein wohl anderes bild der schweiz.

ich sehe: schaffhausen, die stadt am rhein, die vermittlerin zwischen schweiz und deutschland beschäftigt mich schon mehr als ich zeit habe …

stadtwanderer

foto: moha-sh

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

11 Gedanken zu „neues projekt: stadtwandern in schaffhausen“

  1. Lieber Herr Stadtwanderer

    als waschechte Schaffhauser Ortsbürgerin freut es mich ungemein, dass Sie die schöne Munotstadt die allzuoft leider vergessen wird, mit Ihren Führungen beehren.

    Für Hintergrundwissen – vorallem was (historische) Persönlichkeiten betrifft – besuchen Sie am besten das hiesige Stadtarchiv und wenden sich da an Olga Waldvogel. Längst im (Un-)Ruhestand beherbergt sie alles Wissen um grosse Schaffhauser und ist ein wahres Lokallexikon.

    Ich hoffe, bald auf Ihrer Seite die Ausschreibung für eine solche Tour zu finden und grüsse Sie freundlich

    N. Kohler

  2. guten tag frau kohler
    es freut mich, jetzt schon ressonanz zu haben. das stadtarchiv steht auch auf meinem plan. gerne werde ich frau waldvogel kontaktieren.
    ich bin am 16. und 17. mai in schaffhausen, um zu recherchieren und – für mich, meine schwester und ihren mann – eine probetour zu machen.
    wenn daraus was wird, berichte ich gerne weiter darüber und mach dann auch eine führung “als auswertiger für einheimische”. wär ds was?
    berner stadtwanderer

  3. hallo claude
    ich freue mich riesig und bin gespannt, wie so eine stadtführung entsteht.
    ich grüsse dich
    monique

  4. freut mich, dass Du in unsere Stadt kommst und somit vielleicht durch Dich, mit vielen interessanten Geschichten aus der Vergangenheit und aktuellem, aus “Schlaffhausen” wieder interessante und lebende Stadt wird.

    Gruss
    Michi

  5. hallo monique, hallo michi,
    schön, dass das interesse ennet dem rheinfall wächst. ich habe ja erst ideen, absichten, alles nur im kopf. das ist wichtig, denn man muss vorbereitet wandern gehen. früher studierten wir mit unseren eltern die wanderrouten auf der karte, heute mache ich das durch recherche.
    doch dann gibt es einen massiven unterschied: du musst einen dicken strich unter alle pläne machen, und einfach in eine stadtgehen, ein gefühl entwickeln, für das sichtbare und unsichtbare, für das was man normalerweise als erstes und das was man nie sieht. als fremder fällt einem das leichter.
    die kunst ist ja, schliesslich beides zu vermitteln: die idee und die (meist tote) realität zu neuem leben zu erwecken!
    so, das war’s für heute, ich muss jetzt arbeiten.
    am abend bin ich in der arena vom farbfernsehen!

  6. hallo claude
    weisst du schon wann du am freitag kommst? hast du im sinn, noch am abend etwas in richtung informationen zu unternehmen oder kann ich Michi so gegen 19.00 uhr zum essen einladen? danke für deine antwort. liebe grüsse monique

  7. nein,meine planung ist noch offen. im moment habe ich einen termin in st. gallen um 14 uhr, und einen am samstag morgen.
    ich würde natürlich gerne am freitag noch etwas in die stadt gehen, um mich kundig zu machen. es kann auch alleine sein. 19 uhr scheint mir gut, für ein essen. weisst du, es ist mein st. galler tag und da muss ich um 6 am morgen auf, und normalerweise reicht es nicht, für ein eigentliches mittagessen.
    freue mich!

  8. freue mich auch. soll ich dich am freitag am bahnhof abholen, oder meldest du dich wenn du in schaffhausen bist. bis morgen monique

  9. ich weiss nicht genau, auf welche zug es mir reichen wird. ich ruf dann lieber an, wenn ich in schaffhausen bin. gerne lasse ich mich aber abholen, ich bin so!

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