gut gelaunt

sie strahlt. eben ist ihr der coup des tages gelungen. doch heisst sie nicht doris leuthard. vielmehr ist sie eine der vielen frauen, welche die erneuerte cvp repräsentieren.


wahlkampf im zeichen der schafe: die parodie des svp lieblingsthemas durch cvp-frauen
fotos: stadtwanderer, anclickbar

weisse schafe gibt es nicht nur in einer partei

mit einige tausend anderen kam eine gruppe von zürcherInnen nach bern, um den erwarteten wahlsieg der cvp schon mal vorweg zu feiern. mit dabei hatte man ein transparent: “Mut beginnt im Kopf – auch nach über hundert Jahren”. im hintergrund sah man eine luftaufnahme zürichs.

zürich? das ist doch zwinglis reformationsvorbild, dem gegner der katholiken! und der bundes bundesplatz? das ist doch das symbol des bundesstaates, dem schandfleck für die föderalisten? – will die cvp das jetzt alles für sich beanspruchen?, fragt sich da der erstaunte stadtwanderer.

ja, lautet die antwort und man will erst noch mit humor gewinnen: die strümpfe der dame hinter dem transparent verraten alles! selbstverständlich sind sie orange. aber mit vielen weissen schäfchen bestückt. die trägerin ist mega-stolz auf ihre parodie des vorherrschenden wahlkampfthemas, und zeigts dem stadtwanderer demonstrativ. der ist nicht eben verlegen und antwortet mit seinen socken: nein, nein, keine cvp-strümpfe! aber solche aus schweden, mit hälge, dem schrägen elch aus dem norden. und macht ein szenenbild: das grosse lachen bleibt dabei hängen, genauso wie das wort mut auf dem transparent.


cvp wahlkampf 2007: doris leuthart mit bühne, cvp-lerin mit kind, lukrezia meyer mit bodygards
fotos: stadtwanderer, anclickbar

die mutigeren cvp-frauen

genau diesen mut spürt man bei der neuen cvp: mehr stadt – wenig land. mehr junge – weniger alte. und vor allem: mehr frauen – weniger männer. das alles schwebt über der wahlveranstaltung auf dem bundesplatz. neues parteimaskotchen könnte sie sein: mitten in der menschenmenge ist die fau von kopf bis fuss mit den parteifarben gekleidet und gefärbt. und sie demonstriert, – allein, nur mit dem kinderwagen und dem parteinachwuchs.

den ballon, den er trägt, hat frau sicher von beatrice wertli, der ehemalige medienchefin der partei erhalten. heute ist sie für ballonblasen zuständig ist. selbst dem stadtwanderer will sie einen umbinden. doch der winkt ab: er sei schon über 50, gehöre also nicht zur generation “cvp-zukunft”!

nicht alle frauen haben es leicht, im gegenwärtigen cvp-rampenlicht zu stehen. nationalrätin lukrezia meyer ist seit dem berühmten 5. september, als sie mit der gpk bundesrat christoph blocher angriff, zielscheibe vielfältiger anfeindungen geworden. übermütig sei sei gewesen, wirft man ihr vor. selbst heute, an der cvp-eigenen wahlveranstaltung, müssen drei bodygards sie beschützen. nicht dass sie in der partei stark umstritten wäre! aber man weiss nie, wer sich in solche veranstaltungen einschleicht umso rechnung zu begleichen.

den stadtwanderer begrüsst die sanktgaller nationalrätin freundlich. das gespräch kommt rasch auf den punkt: die letzte blick-umfrage, die der cvp verluste vorhersage, – was ist mir der? die sei genau am tag der sondersession zum gpk bericht gemacht worden, als rechts und links nochmals das terrain blocher besetzten. interessant! der blick habe den kontext er erhebung jedoch ausgeblendet. noch interessanter!! und lukrezia meyer für das schwache ergebnis verantwortlich gemacht. höchst interesseant!!!

natürlich gäbe es das neue selbstbewusstsein der frauen in der cvp ohne doris leuthard, auch auf dieser seite keine unbekannte, nicht. seit sie im bundesrat ist, ist sie beliebter denn je.. sie erscheint mir aber nicht mehr so unbelastet-unbeschwert. geblieben ist ihre talent, als magnet zu wirken, der die aufmerksamkeit im wichtigen moment auf die wichtige botschaft focussiert: “eine schweiz mit herz”, verkündet ihr leuthard’s cvp fürs traditionelle gemüt. “stopp arbeitslosigkeit – die schweiz braucht euch alle”, steht gross über der bühne, die fast schon an einer veranstaltung der gewerkschaften stehen könnte. und die volkswirtschaftsministerin erklärt den gierigen medien: “die bilder vom letzten wochenende schrecken investoren ab. es braucht eine sammlung der liberalen und sozialen kräfte im zentrum, damit es mit der schweiz vorwärts geht!”


was nur soll aus ihnen werden? erfolgreiche generalsekretäre, traditonelle fussvoll und mitte, oder gemeinderäte in bern …
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die vorsichtigeren männer

ein journalist von einer gratiszeitung neben mir lästert schon mal kurz: politmarketing in reinkultur, betreibe man da. schleichwerbung für adecco, sei das. und wegen den paar stellenvermittlungen, werde das arbeitslosenproblem nicht wirklich behoben, bringt er es auf den gegenpunkt.

doch solch berufsbedingter skeptizismus lässt die cvp heute kalt. man provoziert nicht. man baut an der zukunft. und man kann sogar den angekündigten und erkrankten gölä mit der rockgruppe gustav aus dem freiburgischen ersetzen. der heizt die stimmung mehr an, als es gölä wohl gemacht hätte: flippt aus, wird umjubelt. dankt und kriegt die zugabe, als könnten die gewonnen sitze bei den kommenden wahlen schon grosszügig verteilt werden!

der letzt cvp-general, dem das 1979 gelungen ist, steht am rande der veranstaltung. die gesundheit hat hanspeter fagagnini ein wenig zugesetzt. doch er uns eine frau lassen sich die organe revolution, die in bern gerade stattzufinden scheint, nicht entgehen. der altmeister der wahlanalyse erklärt sofort: zu seiner zeit habe es noch stammwähler mit geschlossenen weltbildern gegeben. da habe man darauf verzichten können, politische werbung für die wähleransprache zu machen. eine million für eine nationale kampagne habe immer gereicht. heute seien fünf nötig, oder gar 15, wie bei der svp! die säkularisierung der gesellschaft habe der cvp zugesetzt. hybrid seien die wertkombinationen von heute. deshalb habe man auch in seiner partei korrigieren müssen. er hoffe nur, man habe nicht zu viel des guten gemacht.


was fordern? urs schwaller, der fraktionschef, möchte den bundeskanzlerposten für die cvp, während der parteipräsident, christophe darbelley nach den wahlen einen zweiten bundesratssitz bevorzugt
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wahlkampf im casino

dann trennen sich die weg der cvp und des stadtwanderers von bern. von den amüsant-anspruchsvollen gesprächen, hat genug aufgenommen. die farben- und lebensfrohen eindrücke nimmt er jedoch gerne mit. denn er ist nicht unglücklich, dass es auch während des laufenden wahlkampfes möglich bleibt, auf dem bundesplatz friedliche platzveranstaltungen durchzuführen. eine woche hatte er schreibhemmung. nun ist sie wieder weg!

die erneuerte cvp wiederum geht, angeführt von christophe darbelley und urs schwaller, ins berner casion. dort wird man den letzten parteikongress vor dem 21. oktober abgehalten.

genau da, wo huldrich zwingli vor 479 jahren den berner kleinrat von der reformation überzeugte. genau da, wo man am olitischen institut der berner akademie vor 214 jahren die philosophie der revolutiären zeit entwickelte. und genau da, wo vor 159 jahren der erste nationalrat des liberalen bundesstaates tagte.

“Mut beginnt im Kopf – auch nach über 100 Jahren”, erinnert sich der stadtwanderer an das transparent am anfang der demo und notiert sich: der traditionellen cvp wäre es nie in den sinn gekommen, genau da auf den erhofften wahlsieg anzustossen. ganz anders die hypbride cvp: sie strahlt ob ihrem coup um so mehr gut laune aus!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

0 Gedanken zu „gut gelaunt“

  1. hallo claude
    habe mich über den eintrag sowie über meine erwähnung in meiner neuen funktion (!) gefreut.
    besten gruss, keep wandering. béatrice

  2. @béatrice
    neu? – mediensprecherInnen von parteien lancieren doch regelmässig luftballons! leider ist foto von dir verwackelt!

    @stephan
    link ist noch keine stimme! wo ist dein bericht, ich hätte noch fotos von dir …

  3. Was, Gölä spielte gar nicht?
    Da hatte die CVP also auch noch Musikglück. 😉

    Herzlich,

    retomueller.blogspot.com

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