geschichtsmarketing auf dem rütli

ich habe einen netten brief von alt- nationalrätin und bundesratskandidatin judith stamm erhalten. da schreibt sie unter anderem: “Der Brief gibt mir gerade Gelegenheit, auf Ihr Gespräch in “Sternstunde Philosophie” mit Roger de Weck zu sprechen zu kommen. Dieses Gespräch fand ich sensationell gut. Ich hätte noch stundenlang zuschauen und zuhören wollen. Eine solche analytische Durchdringung unserer Geschichte habe ich noch gar nie miterlebt”.


judith stamm, die präsidentin der rütli kommission (bild: marco zanoni)

natürlich verneige ich mich ob sowohl lob bei der grand old lady der cvp und früheren präsidentin der eidgenössischen frauenkommission. und ich beantworte ihr anliegen, das sie nachschiebt, gerne. “Als Pendenz habe immer noch die Königin (?) Adelheid, die wollte ich schon lange im google nachsehen. Vielleicht hat sie einen gut gelegenen Geburtstag, den ich gerne zum Aerger aller Post- und Nichtmehr- und Nochniegewesenenfeministinnen gross feiern würde! – Spass bei Seite: Schreiben Sie ein entsprechendes Buch?”

* * *

wow, das ist eine gute idee! vorerst schreibe ich ja “nur” blogbeiträge; das aber in stattlicher zahl … obwohl ich schon ein angebot von einem v… doch dazu später einmal was präziseres!

* * *

leider ist der geburtstag von adelheid nicht überliefert. das interessierte damals noch niemanden, – nicht einmal bei königskinder! sie muss aber vor 931 geboren sein, denn 947 wurde sie mit lothar, mitkönig von italien, vermählt, was erst mit vollendung des 16 altersjahr möglich war.


die rütliwiese, seit jeher diiie plattform für geschichtsinszenierungen

immerhin ist ihr todestag bekannt: der 16. dezember 999, also kurz vor dem millenium! da adelheid 1095 heilig gesprochen wurde, feiern alle adelheid(i)s heute noch an diesem tag ihren namenstag, und zwar ganz unabhängig davon, ob sie nach dem katholischen, reformierten oder orthodoxen kalender gehen. eine eher seltene sache!

judith stamm habe ich aber eine andere art von geburtstagsfeier für die heilige kaiserin adelheid aus “bümpliz” empfohlen: an der nächsten 1. august-feier auf dem rütli, an der nach vorstellung vieler prominenter frauen frauen für sich eine friedliche feier abhalten sollen, könnte frau ja adelheid gedenken.

immerhin war sie nach dem untergang des weströmischen reiches im 5. jahrhundert die erste frau, die kaiserin wurde. karl der grosse und seine söhne, neffen und geisteskranken nachfahren hätten sowas nie und nimmer zugelassen! adelheid war auch eine der ersten “schweizerinnen”, die heilig gesprochen wurde. und sie gilt bis heute als eine der bemerkenswertesten frauen im 10. jahrhundert resp. im mittelalter überhaupt! mutter der königreiche hat ihre biographin getrud bräuer sie in bewusster abgrenzung zu karl dem gross, dem vater europas genannt!

nur in der schweiz ist adelheid in vergessenheit geraten. es wäre ganz toll, wenn die scheidende präsidentin der rütli-kommission judith stamm mit so einer speziellen aktion kaiserin adelheid als ihr abgang in unser kollektives gedächtnis zurückholen würde.

das wäre dann gleichzeitig gelungenes und notwendiges geschichtsmarketing pur, wenn die schweiz nicht nur als heidi-, sondern auch als adelheidsland bekannt würde!

stadtwanderer

alle meine blogbeiträge zu adelheid:

kaum zu fassen
das leben der kaiserin adelheid
adelheids land
kein einfacher spaziergang, der weg nach rom
die konsorten des reiches

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

Ein Gedanke zu „geschichtsmarketing auf dem rütli“

  1. die rütli-frage ist ja zwischenzeitlich zum nationalen politikum geworden!

    … weil man kaiserin adelheid nicht eingeladen hat, würde ich gerne nachschieben. aber ich will nicht besserwisserisch sein, und den nachstehenden orginiellen vorschlag voll unterstützen:

    Geschichtsunterricht für Bundesräte im Sonderangebot

    Die Debatte über das Rütli zeuge von einem mangelnden Geschichtsbewusstsein, finden Zentralschweizer Touristiker. Sie bieten deshalb ein Pauschalangebot «Schweizer Geschichte für Anfänger» an – mit Spezialrabatt für Politiker.

    Wenn sogar der Präsident einer grossen Partei das Rütli als «Wiese mit Kuhfladen» bezeichne, sei es höchste Zeit, etwas zu unternehmen, begründen die Tourismuspartner der Region Urnersee ihr Angebot für Geschichtsanfänger. Dieses richte sich aber auch an versierte Geschichtskenner, die ihr Wissen vertiefen wollten.

    Das Angebot umfasst zwei Übernachtungen, die Eintritte in das Forum Schweizer Geschichte, ins Bundesbriefmuseum und ins Ital-Reding-Haus (alle Schwyz), eine Tageskarte für den Urnersee, ein Essen auf dem Rütli sowie ein Zertifikat, «um damit am Stammtisch angeben zu können», schreiben die Tourismuspartner.

    Speziell im Visier haben die Touristiker die Politiker. Die Präsidenten der Bundesratsparteien und ihrer Kantonalparteien sowie die Bundesrätinnen und Bundesräte erhalten einen Rabatt von 50 Prozent.

    Das Pauschalarrangement sei ernsthaft und könne gebucht werden, sagte Daniel Furrer von der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) am Mittwoch auf Anfrage. Es solle etwas provozieren und sei die Antwort der Touristiker auf die aktuelle Debatte.

    also buuuucht!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert