lieber alexander tschäppät

ich finde es toll, dass sich bern unter deiner leitung gesellschaftlich öffnet, europäischer wird und selbstbewusster die eigenen schönheiten zeigt.

seit tagen wurde ich nun mit prospekten zum europäischen tag des denkmals eingedeckt. verschiedene kantone waren am samstag diesbezüglich aktiv. im kanton bern gab es aktivitäten quer durch alle regionen; in der stadt gab’s gleich drei führungen: in der elfenau, beim rathaus und beim erlacherhof.


begehrt wie noch nie: berner “hängende gärten” an der südseite der altstadt sorgten am samstag vor allem für “hängende köpfe”!

klar, ich habe mich entschieden, daran teilzunehmen, mitanzusehen, teilzuhaben und mitzuvermitteln. die gärten am südhang der stadt haben es mir angetan. in den prospekten wurden sie gelobt, – als grünbereiche der patrizier, aber auch der haus- und nutzgärtner, je selbst der modernen realisierung. das hat meine spannung erhöht, denn von aussen kenne ich sie schon.

ich war mit meiner neugier nicht allein. bei weitem nicht.

der andrang war riesig. das hat zunächst alle gefreut!

was danach geschah, war deutlich weniger erfreulich:

lange menschenschlanggggggen, wie zu zeiten der ddr,
willkürliche ssssssssssektionskriterien, wie zu zeiten der gnädigen herren,
und scharenweise aaaaaaaaaaaabgelehnte, wie heute bei den asylsuchenden.

wer auch immer dafür zuständig war:

die organisatoren?,
die denkmalpflege? oder
deine präsidialdirektion?:

ich sage es dir als stapi: es gab sehr viele enttäuschte an diesem nachmittag!

man war sich einig: dass der andrang so gross war, lag nicht in eurer verantwortung. durch euch wird aber der umgang mit der überraschung bestimmt. leider war er ganz daneben: herrschend, abweisend, kaltschnäuzig, verständnislos war der umgang mit der ungewohnten situation.

neben mir standen alte frauen, die sich gefreut hatten, zu ihren lebzeiten die sonst nicht zugänglichen gärten von nahem sehen zu können. es waren junge menschen da, welche die stadt als lebensraum nutzen möchten und neues entdecken wollten. selbst romands hatte es, die von weit her gereist waren und für einmal alle kulturellen barrieren vergessen hatten, nur um eure schönen gärten zu bewundern!

wir alle, die wir mit einem prospekt ohne aussicht abgespiesen wurden, waren masslos enttäuscht und frustriert. getroffen hat uns alle, dass wir als unreife fans von robbie williams tituliert wurden: das war nicht nur ein schiefer vergleich, sondern hätte den organisatoren eigentlich auch auf die sprünge helfen müssen: angesichts des andrangs gastierte dieser star nämlich gleich zweimal in bern!

lieber alex, bern scheint mir gut beraten zu sein, dem europäischen tag des denkmals rasch einen bernischen tag der wiedergutmachung folgen zu lassen. aus “gartenräume – gartenträume” wurde am samstag schlicht “garten berna – garten trauma”. erbaulich ist das nicht!

statt die hängenden köpfe unter den ausgeschlossenen anzusehen, würden sich viele interessierte freuen, bald möglichst die hängenden gärten doch noch zu gesicht zu bekommen.

ich würde sogar einen sonderkorrespondenten des stadtwanderers schicken, um darüber zu berichten …

… ein angebot?

gruss

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

0 Gedanken zu „lieber alexander tschäppät“

  1. Lieber Claude

    Ich bedaure, dass sich am Europäischen Tag des Denkmals Enttäuschungen ergeben haben. An deiner Stelle wäre ich genauso enttäuscht gewesen, nicht an einer der Führungen durch die Gärten an der Junkerngasse teilnehmen zu können.

    Die Denkmalpflege hat mit so einem grossen Ansturm wie an jenem Samstag nicht gerechnet. Es wurden rund 300 Personen in 12 Führungen durch die Gärten begleitet — rund 150 konnten nicht teilnehmen.
    Da die Führungen durch eine Privatwohnung, durch kleine Innenhöfe und durch Privatgärten führten, konnte nur eine begrenzte Anzahl Besucher und Besucherinnen teilnehmen. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Besitzer und Besizerinnen ihre Wohnungen und Gärten einem breiten Publikum geöffnet haben. Aus verständlichen Gründen konnte daher nur eine überblickbare Grösse der Gruppen durch die Privatbe-reiche geführt werden.

    Die Denkmalpflege wird die Führungen am Montag, den 16. Oktober, um 14, 15 und 16 Uhr nochmals anbieten. Du kannst dich schriftlich bis Montag 9. Oktober bei der Denkmalpflege anmelden und erhältst eine schriftliche Bestätigung deiner Anmeldung.

    Ich hoffe auf dein Verständnis und verbleibe mit freundlichen Grüssen

    Alexander Tschäppät

    Stadtpräsident

    immerhin, werde meinen terminkalender umkrempeln, um vom angabot gebrauch zu machen!

  2. lieber alex, danke schön, und schande über mein haupt, dass ich solange nicht geantwortet habe. ich habe die nachträglichen führungen aber benutzt, im das verpasste nachzuholen. es war ganz spannend, ein den gärten der berner an der junkerngasse, und es war auch ganz nett, dass wir selbst durch die wohnungen durften. speziell war natürlich der kleine besuch im erlacherhof, seinem garten, seinem untergewölbe. beleibende remineszenz ist die geschichte über das im boden vergrabene geschenk der zähringerstädte an bern … leider war es an diesem montag so schlechtes wetter, dass man kaum was vernünftiges fötelen konnte!

    immerhin, bei gelegenheit konnte ich ein bild von uns beiden machen lassen!

    gruss
    stadtwanderer

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