der höhe- und tiefpunkt

so wie die schlacht von marignano vom 13./14. september 1515 das ende der grossmachtpolitik der eidgenossenschaft im ausgehenden mittelalter bedeutete, bildet die schlacht von novara den eigentlich höhepunkt eben diese expansion der schweiz mit ihren söldner. geschlagen wurde vor genau 500 jahren.

die schlacht von novara
wir schreiben das jahr 1513. es ist der 6. juni. in den morgenstunden greifen eidgenössische söldern das feldlager des französischen königs, angeführt vom burgundischen general louis de la trémoille, im lombardischen novara an. die überraschung gelingt. zwar wehren sich die landsknechte im solde von louis xii, doch den gascognern gelingt es nicht, rechtzeitig zu reagieren, und das ritterherr bleibt im morastigen boden stecken. den eidgenossen, unter eigenen hauptleuten kämpfend, gelingt es in stellung gebrachte artillerie zu unterlaufen und sich ihrer zu bemächtigen. damit werden die fremden truppen beschossen. schon nach zwei stunden ist die schlacht vorbei; 9000 leben kostet sie. befreit wurde auf diese weise der vertriebene und in novara herzog massimiliano sforza, der nach mailand zurück kehren konnte.

der grosse venezianische krieg
was war geschehen? seit 1494 kämpften verschiedene europäische herrscher in italien; es ging zuerst ging es um neapel, dann um venedig. der grosse venezianische krieg begann 1508. gegen die reiche stadtrepublik an der adria kämpften der könig von frankreich, der kaiser, unterstützt vom papst und von den königen von aragon, von ungarn und von england. zusammengeschlossen war man in der liga von cambrai. doch dann änderten sich die verhältnisse schlagartig. nachdem der französische könig mailand erobert hatte, rief der papst mit der neu gegründeten heiligen liga zur befreiung italiens von den zu stark gewordenen franzosen auf. ihm folgten die venezianer, nach und nach auch die könige von aragonien, von england und der schliesslich selbst der kaiser.
eine wichtige rolle in diesen auseinandersetzungen spielten die seit der schlacht von murten so begehren eidgenössischen söldner. ursprünglich waren sie auf französischer seite in der liga von cambrai. dann folgten sie dem wechsel von papst julius II., und bekämpften sie mit mit der heiligen liga den franzosen. 1512 kam es zu einer vorentscheidung in pavia, die zugunsten der eidgenossen ausging; 1513, bahnte sich die eigentliche entscheidung an, denn frankreich hatte mailand zurückeroberen können, sodass sich deren herzog in novara versteckten musste, um den gegenangriff vrozubereiten. doch dazu kam es nicht, denn franzäsischen truppen kesselten ihn und 4000 getreue eidgenossen in der stadt einkesselten.
da entsandte die tagsatzung weitere 8000 söldner in den süden, wo sie als sieger aus der schlacht vor den toren novaras hervor gingen.
die arg dezimierte truppe von de la trémoille verliess danach italien. denn der general war gleichzeitig stadtherr von dijon, und er fürchtete, seine stadt könnte das nächste angriffsziel sein.
das war nicht ohne grund: der französische könig wurde in pas-de-calais von kaiserlichen und englischen truppen angegriffen, sodass die eidgenossen die gunst der stunde nutzten, unterstützt von kaiserlichen truppen, dijon, die alte hauptstadt burgunds, anzugreifen. louis de la trémoille kapitulierte nach wenigen tagen belagerung im herbst 1513, nachdem er gesehen hatte, dass er einem artillerieangriff nicht würde standhalten können.
im friedensvertrag mit der eidgenossenschaft erfüllte der burgunder die forderungen seiner gegner: frankreich verzichtete auf die städte mailand, cremona und asti, und leistete eine kriegsentschädigung von 400000 kronen. die eidgenossen akzeptierten den papierfrieden und begannen mit dem rückzug. doch hatten sie die rechnung nicht mit frankreichs könig gemacht, denn der erklärte den von seinem vasallen geschlossenen vertrag für nichtig. vermittlungsversuche scheiterten, sodass die kriegerischen auseinandersetzungen in der lombardei 1515 erneut in voller härte ausbrachen, diesmal aber mit der niederlage der eidgenossen in marignano marignano endeten, was frankreich die chance bot, ihnen 1516 den ewigen frieden anzubieten, verbunden mit dem verzicht auf einen eigenen grossmachtpolitik anzubieten.

die folgen für die eigenossenschaft
in der schweizer geschichte stellen die jahre 1511 bis 1516 höhe- und tiefpunkt dar. nie waren die eigenen söldner so erfolgreich wie an diesem 6. juni 1513. nie war ihre niederlage so folgenreich, wie zwei jahre später in marignano. die wende fand in dijon statt, wo die uneinigkeit unter eidgenossen es dem könig von frankreich erlaubt, die niederlagen in italien in einen sieg ebenda umzumünzen.
der ewige frieden hatte weitreichende folgen für die eidgenossenschaft. denn an der frage, wie man mit frankreich umgehen solle, entzündete sich der zwist zwischen bern und zürich. bern war dafür, zürich dagegen. sturm lief daselbst der leutpriester huldrich zwingli, vormals feldprediger in italien, der sich gegen das soldwesen wandte und die damit die reformation der katholischen kirche in der eidgenossenschaft auslöste.
bern hatte schon vor einen konflikt der eigenen art zu bestehen. die jugend von köniz begehrte während der kirchweih von 1513 mit dem vorwurf auf, die berner hauptleute hätten sich den rückzug aus oberitalien bezahlen lassen, was die herren in der stadt bevorteile, die jugend auf dem land aber um ihre einkünfte brachte.
und noch eins hat die schlacht von novara mit auswirkungen bis heute gebracht: im gepäck aus der lombardei brachte die berner söldner einen bären mit, dem sie auf dem heutigen bärenplatz eine erste bleibe einrichteten. seither hat bern ununterbrochen sein wappentier als lebendes exemplar in der stadt.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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