soll ich nun für die weltwoche schreiben?

ich habe ein angebot, neuerdings für die weltwoche zu schreiben. hier das dispositiv meiner noch ausstehenden entscheidung.

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wie man ihn kennt: cr roger köppel. was man jedoch nicht weiss: er will den stadt- wanderer anheuern.

es ist bekannt: auf der redaktion der weltwoche mag man mich nicht wirklich. und ich bin kein freund des weltwache-journalismus, der auf alles schiesst, was ausserhalb der svp um einen kopf aus der menge herausragt.

umso erstaunlicher war es für mich, als mich nach der letzten “arena”-sendung, an der ich teilnahm, mein experten-nachbar und wewo-chef roger köppel ein angebot machte, über historische themen für seine gazette zu schreiben. verlockend für mich, einer meiner starken neigungen noch etwas mehr als bisher nach gehen zu können – verlockend aber auch für ihn, mich von der analyse der gegenwart abzuhalten.

für meine sommerferien im schwedischen holzhausen habe ich mir mal ein arbeitsthema gegeben: “axel ochsenstierna beitrag zur staatenbildung der schweiz”.

den meisten mag das gar nichts sagen. denn kaum jemand dürfte den namen des schweden während des 30jährigen krieges von 1618 bis 1648 je gehört haben, der sich bei den verhandlungen für den westfälischen frieden so tatkräftig gegen den kaiser und für die sache der reformierten hervor getan hatte. auf den französischen könig war in dieser sache nämlich kein grosser verlass.

meine these lautet: die reformierten in der schweiz haben ihre gleichstellung mit den katholiken nicht nur in den villmerger kriegen von 1712 erkämpft. die emanzipation der gläubigen in zürich, schaffhausen, basel, bern und lausanne von der vorherrschaft der katholischen orte wurde vom schwedischen reichskanzler tatkräftig vorbereitet. insofern ist der aufstieg der reformierten städte in der schweiz im 18. jahrhundert nur ein vorspiel ihrer isolierten stellung, die aus einer vernetzung mit dem ausland hervorging. der urbane protestantismus in der schweiz ist damit seit seiner gleichberechtigung aussenorientiert-europäisch, nur hat er das vergessen!

die formulierung gewagter thesen habe ich ja als kritischer wewo-leser gelernt. entweder kann ich sie nicht bestätigen, dann schicke ich roger köppel wohl nur eine postkarte aus den ferien. denn unbestätigte thesen gehören nicht in ein politmagazin. oder es gelingt mir der dialektische schritt, und dann schicke ich am 1. august 2011 mein ochsenstierna-manuskript an die chefredaktion der wewo.

mauluege was de sommer so aues brengt!

stadtwanderer

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cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

23 Gedanken zu „soll ich nun für die weltwoche schreiben?“

  1. Mich würds freuen. Sehr sogar!

    Weniger hingegen freut mich Dein Seitenhieb, Dein Ging ans Bein Richtung Weltwoche.
    Sehr schätze ich, da man ansonsten von den Zeitungen und Zeitschriften nur links eingelullt wird, dass es wenigstens diese eine, leider die einzige Zeitschrift die nicht linkslastig ist, gibt. Eine Tageszeitung in diesem Sinn wäre auch nicht zu verachten!

    Wie war das noch gleich mit den Hells Angels, dem Fall Holenweger oder Wyler und Zopfi? Ohne die Weltwoche vermutlich noch keinen Schritt weiter!
    Oder die “etwas andere Vermutung” zum Fall Strauss-Kahn, die sich wie es scheint als richtig erwiesen hat?

    Seis wie es will, wie oben erwähnt, würde es mich freuen.

  2. Herr Longchamp, dem WEWO-Angebot unbedingt zustimmen! Danke und viele Grüsse aus Münsingen.

  3. Nun, es gibt da so Artikel in der Weltwoche, die strotzen ja nur son von Halbwahrheiten resp. von einseitiger Beleuchtung der Tatsachen. Und als ich der in der vorletzten Arena den Weltwoche-Schreiberling im Ring sah, war ich doch etwas peinlich berührt.

    Klar, dass die rechts eingelullte Weltwoche nicht anders kann.

    @Ate
    Es gibt noch einige rechtslastige Zeitschriften. Wenn du was zum Lachen wilst, dann lese mal z.B. Schweizerzeit oder Abendland.

  4. Ich weiss nicht. Mit der Diagnose, dass in der Schweizer Medienlandschaft oft relativ gleiche Meinungen vertreten werden, mag die WW ja Recht haben, und kritische und kontroverse Positionen können bereichernd sein. Aber die Reflexartigkeit, mit welcher die WW jeweils die genau andere Meinung als der Mainstream vertritt, ist oft nur lächerlich (z.B: pro-AKW-Kampagne noch bevor in Japan die Evakuation abgeschlossen ist) und das Blatt macht so allzu oft den Eindruck einer Schülerzeitung, der es hauptsächlich darum geht, auf den Putz zu hauen. Bodenmann wirkt darin oft wie ein Feigenblatt und beim Stadtwanderer wäre das wohl ähnlich.

  5. Das wird ja eine ganz interessante Ochsentour, die du dir da vorgenommen hast; genauso wie das wachsame Lesen der Weltwoche (stets mit dem berühmten “wer zahlt befiehlt” im Hinterkopf).
    Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe eigentlich, dass sich deine These, wonach der urbane Protestantismus in der Schweiz seit seiner Gleichberechtigung aussenorientiert-europäisch ist, stützen lässt. Ich denke da insbesondere auch an die stets sehr offenen Städte Genf und Basel (vom Roten Kreuz über die UN0, die BIZ bis hin zur Basler Mission).

  6. Mach doch einen Gegenvorschlag: Du gehst hier Deiner starken Neigung etwas mehr nach und bietest Roger Köppel an, auf einer halben Seite in der WW einen Link zum Stadtwanderer und allenfalls einen Anriss Deines Artikels abzudrucken… 😉

  7. an alle:
    bin zwischenzeitlich im schwedischen holzhausen angekommen.
    ich bedanke mich schon mal für die uahlreichen rückmeldungen, werde sie in aller ruhe zu beherzigen suchen, wohlwissend, dass das projekt gewagt ist!
    bis später.

  8. Ich rate ab.
    Die Weltwoche braucht Aushängeschilder, die Vielseitigkeit und Unabhängigkeit versprechen, um umso dreist ihre Themen mit ihren Vorgaben zu fahren.
    Das wärst Du nicht mehr als ein Pausenclown im Zirkus, denn man ende Saison ohne Verpflichtungen entsorgen kann!

  9. Ich gehe davon aus, dass sich Deine These erhärtet und du dennoch (oder gerade deswegen) nicht zum geköppelten Pausenclown bzw.liberalen Feigenblatt in dieser Blocherzeitung wirst. Das ist deine grosse Herausforderung. Vielleicht lässt sich beides tatsächlich nicht unter einen schweren (Wander)hut bringen. Dann wandere lieber ohne Hut und nur mit einem (Narren)käppi; dafür aber frei!

  10. @ Hannah
    Nein Hannah, die Weltwoche braucht keinen Pausenclown. Hätten Sie und Ihresgleichen, die Weltwoche mal gelesen, anstatt ohne Kenntniss vom Inhalt auf die Weltwoche einzudreschen, so hätten Sie gemerkt, dass in den letzten Ausgaben Schweizer Frauen, die etwas bewirkt, bewegt haben dargestellt und vorgestellt wurden. War sehr interessant nachzulesen, aber da für Sie die Weltwoche gleich pfui, das darf man doch nicht lesen ist, Sie ihre vorgefasste Meinung, leider trotz Unkenntnis haben, sei Ihnen Ihre Einseitigkeit gewährt. Ja, es nervt wenn Menschen stur auf ihrem Thema rumhacken, andere Meinungen nicht gelten lassen.

  11. Ach Röstigraber, warum, warum nur meinst Du, dass Claude zum Pausenclownn mutierern sollte?
    Nur weil Dir als Linker oder Grüner oder was immer
    Du auch bist, die Weltwoche nicht genehm ist?
    Ihr holt Claude auf eine Stufe runter wo ihr ihn gerne sehen wollt. Braucht er diese Stufe, muss er sich von euch Vorgaben machen lassen?

    Von meiner Seite her ein sehr kräftiges NEIN.

  12. @ raffnix
    Warum um Herrgottswillen soll ich Zeitungen lesen, seis die Schweizerzeit oder das Abendland, kenn beide nicht. Warum soll ich diese Zeitungen lesen um etwas zum lachen zu haben? Typisch, was nicht in die Linke Schaufel gehört wird als Lustig abgetan. Saublöd sag ich da mal.

  13. Ja, Stadtwanderer, mache mit bei der WW! Wer weiss, liesse sich dein linker Bias vom WW-Geist ein wenig nach rechts korrigieren. Das würde dir gut tun. Deine Texte sind gut und interessant und haben darum bestens Platz in der WW. Und nicht zu vergessen, dann müsstest du von deiner blöden Kleinschrift im Blog Abschied nehmen, – auch das würd dir gut tun. Also, auf Wiedersehn in der Weltwoche!

  14. @Puck
    ….mag die WW ja Recht haben, und kritische und kontroverse Positionen können bereichernd sein.

    Dagegen hat ja niemand was. Wer aber wie in der WW Oel- und AKW-katastrophen ohne blassen Schimmer und sogfältige Recherche verniedlicht oder ins Lächerliche zieht, kann nur als primitiv bezeichnet werden.

    @Ate
    Hättest du sie gelesen, hättest du es wohl nicht als lustig empfunden. Ich zum ersten mal auch nicht. Aber die Artikel darin sind zum Teil so daneben und aus der Luft gegriffen, dass es mit der zeit lächerlich wird. Saublöd ist der richtige Ausdruck, auch für etliche Artikel in der WW.

  15. Wieso nicht gesellschaftspolitische Analysen der Gegenwart aus historischen Quellen befragen und z.B. als dialektisches Arbeitspapier für eine Diskussion in der WeWo anbieten.

    Die “aussenorientiert-europäische” These würde ich wagen und vielleicht schickt dann Roger Köppel eine Postkarte.

    Viel Freude am Erkenntnisgewinn made by Holzhausen.

  16. in der aktuellen ausgabe der weltwoche gibt roger köppel eine nicht untypische antwort auf unsere kleine debatte: alex reichmuth durfte meine statistik-kenntnisse und mein kommunikations-talent als wahlforscher zerpflücken.
    http://www.weltwoche.ch/weiche/hinweisgesperrt.html?hidID=541945
    anlass war, dass die svp im wahlbarometer vom letzten freitag schlechter als bisher abschnitt.
    toni brunner kommentierte das am freitag im 10vor10 durchaus interessiert-wohlwollend. am samstag kehrte sein ehemaliger pressechef, roman jäggi das rad um. nichts da, die svp sei bestens unterwegs, ich wolle die partei mit einem dämpfer in die sommerpause entlassen.
    als einzige zeitung griff die weltwoche bisher das thema auf. das motto ist: weil nicht sein kann, was nicht sein darf! alles mache, von unserem institut, und wenn nicht, dann doch von mir übertrieben interpretiert.
    was mich daran irritiert: wenn im wahlbarometer jede andere partei verliert, ist das keine kritik wert. wenn die svp weniger zulegt als sie jetzt verliert, dann auch nicht. statistisch gesehen könnte man das alles genauso kritisieren.
    doch, darum geht es nicht. vielmehr ist in der wewo entscheidend, was der svp nützt, und was ihr schadet. und dann: wer ihr schadet, macht das mit absicht, was angeprangert gehört.
    das ist es, was ich voreingenommenen journalismus nenne, der auf personen zielt nenne.
    müsste ich heute entscheiden, würde ich oxenstierna in den wald schicken.
    aber ich bin ja gottseidank nicht in der schweiz, sondern in holzhausen.

  17. Ich frage mich manchmal, was die WEWO veranlasssen kann, sich so für eine Partei ins Zeug zu legen, dazu noch so offensichtlich.
    Natürlich kann Köppel das gleiche Gedankengut wie Blocher habe, das ist legitim, und es gibt sogar Artikel, in der die SVP auch angeprangert wird.

    Ich vermute, da sind einfach Kind geblieben Schreiberlinge am Werk, die aus der Trotzphase nicht herausgekommen sind.
    So werden aus einigen (wenigen) guten Artikeln eben keine konstruktiven.

  18. Sofort für die Weltwoche schreiben! Dort wird Ihnen Gross-/Kleinschreibung und Orthographie kompetent redigiert. Aber inhaltlich aufgepasst: Köppel hält Sie für einen inhaltlichen Rehpinscher (darum lässt er Sie auch schreiben). Sie bringen der WeWo publicity: “Die Fliege vom Fernsehen mit den Datenfriedhöfen schreibt für uns!”. Aber neben Broder, dem SVP-Historiker Stüssi-Lauterburg und Mörgelis Gift und Galle, können Sie nur die Figur eines abgestandenen Blötterli-Wassers abgeben. Darum: ich würde zur Tamedia gehen und sagen: Köppel bietet für meine Genialität soundsoviel: wieviel bezahlen sie für die aus “Funk, Film und Fernsehen” bekannte Fliegen-Meinung? Das ist der Königsweg. Zumal die Tamedia Köpfe bräuchte, die “burgundisch” Denken können, seit der “content” für “bund” und “Bernerzeitung” auch in der Werdstrasse in Zürich zusammengestoppelt wird.

  19. von wegen datenfriedhöfe: die weltwoche wirft mir ja vor, dem dingern aus den umfragen zu viel leben einzuhauchen …
    im ernst: bei tamedia hat ja schon michael hermann angeheuert. einen zweiten hofpolitologen wollen die sicher nicht!
    im übrigen: ich mach es so oder so nicht des geldes wegen, mehr als intellektuelle herausforderung, wenn das in der schweiz geht.
    und wenn wir schon dran sind: mein blöterliwasser, wie sie es nennen, versetzt ihnen regelmässig den hitsgi (schluckauf), wie man in bern sagt.

  20. … wenn ich den letzten wertvollen Beitrag von Mörgeli lese, dann weiss ich nicht, ob das was mit der WW oder mit der SVP oder mit Ethik zu tun hat.

  21. Von der WeWo im gegenwärtigen Zustand umworben zu werden, würde ich als fürchterliche Beleidigung meines Intellekts auffassen…

  22. vielleicht hat Köppel das tiefe Niveau der Berichte in der WW satt und will nun etwas aufpeppen….

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