völker, hört die signale!

die berner stadtregierung trat gestern vor die medien. sie zog bilanz. in eigener sache. kommuniziert wurde mit dem demonstrativ geschlossenen fünfer-auftritt zweierlei: so schlecht, wie gelegentlich kritisiert werde, haben wir die sache nicht gemacht. und wir haben die gemeinsame aufgabe, uns für das wohl der stadt einzusetzen.

erlacherhof, sitz des stadtberner regierung, wo man vom museums-image wegkommen will (foto:stadtwanderer)
erlacherhof, sitz des stadtberner regierung, wo man vom museums-image wegkommen will (foto:stadtwanderer)
zu letzterem gehört die positionierung der stadt und ihrer region in der schweiz. bundesstadtregion ist man allemal. die standortvorteile liegen in der politik. vom stadtbild her gibt es gute gründe, die lebensqualität in bern zum plus zuzählen. ökonomisch waren den letzten 20 jahre indessen ein minus. entsprechend haben sich die innerstädtischen probleme gehäuft. die stadtflucht, die in den 80er eingesetzt hatte, konnte zwar zwischenzeitlich gestoppt werden. die stadt will auch wieder wachsen, kaum aber die administrativen strukturen zur führung der region in frage stellen.

die quittung für diese stopp-and-go-politik vorgehalten erhielt die “agglomeration bern” jüngst vom bundesamt für raumplanung. bern sei keine metropolitanregion mit ausstrahlung, hiess es aus dem bundesbern. man rangiere diesbezüglich hinter zürich, genf und basel.

genau das nahm berns stadtpräsident gestern auf: zürich und bern spielten in einer anderen liga, das sei klar. warum basel eine eigene metropolitanregion sei, bern aber nicht, müsse indessen diskutiert werden. denn das rating der raumplaner entstehe aus einer einseitig ökonomischen betrachtungsweise.

und dann kam es: die stadt bern werde ihr eigene lobbying in bundesbern verbessern müssen, liess der stapi verlauten. gut so, sage ich da! und sie werde sich schnell um ein städtenetzwerk kümmern müssen, das von biel/bienne über solothurn, thun bis fribourg reichen solle, um die vorteile der region klarer zum ausdruck bringen zu können. noch besser, füge ich bei.

endlich erwacht, würde ich das in meinen worten bilanzieren. in tschäppäts worten kännte man die gestrige botschaft auch so zusammenfassen: völker, hört die signale!

stadtwanderer

der bericht

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

11 Gedanken zu „völker, hört die signale!“

  1. lieber stadtwanderer

    warum nicht gleich “völker vereinigt euch”?
    ich hoffe das tschäppu nicht nur leere versprechungen macht. und dass im falle einer abwahl sein nachfolger ebenfalls das städtenetzwerk sucht.

    am abend war tschäppu noch im club zu sehen, thema botellones. leider wurde es mir zu spät und ich habe nicht bis zum schluss geguckt.

    vielleicht hat es ja jemand gesehen und wird beim blog über die botellones noch einen kommentar abliefern 🙂

  2. Morgen um 12.45h auf SF Info oder am Samstag um 14.10h auf SF 1.
    Reinschauen lohnt sich.

    Schade konntest du den Schluss nicht mehr mitverfolgen Mischa, denn da hast Du wirklich was verpasst. Es fielen noch ein paar Lacher von und wegen Herrn Imhof. Herr Tshäppät schien gegen Ende hin auch nicht mehr so arg beunruhigt.

  3. na hallöchen ate

    schön Dich wieder hier zu haben 🙂
    Danke für das Programm, es wird wohl Samstag 14.10 bei mir. hoffe das meine schüler nicht allzuviele fragen stellen werden, dann sollte ich pünktlich zu hause sein :-O

    Ja der Imhof hat mich schon im ersten Teil begeistert!

  4. In Bern scheint’s wirklich immer alles etwas länger zu dauern 😉 :

    Wisst Ihr denn noch nicht, dass sämtliche Eigenproduktionen von SF online abgerufen werden können? Ich hab’ meinen Namen zu den Podcasts vom “Club” verlinkt.

  5. Nun wird also heftig gerollt gegen den bösen Bund, welcher Bern nicht als Metropolitanraum bezeichnen will. Politstäbe und Seilschaften werden gebildet, um dieses Ungeheurelichkeit zu korrigieren. Eine Gemeinschaft der Benachteiligten vor allem bestehend aus lädnlichen Kantonen soll gebildet werden, um dieses ungeheuerliche Konzept zu bodigen! Wobei nicht primär stört, dass Bern „absteigen“ soll, sondern, dass Basel nicht auch in die zweite Liga relegiert wurde. Im Gegensatz zur Empörung haben es innovative Ideen und Projekte, welche das Bestehende hinterfragen, weiter entwickeln und umgestalten wollen. schwer im Grossraum. Dies obschon die relevanten Zahlen (Bevölkerung- und Wirtschaftswachstum, Steuerbelastung, etc.) insbesondere für den Kanton Bern, der einen wesentlichen Teil der Grossraum Bern ausmacht, hinter den meisten anderen Regionen und Kantonen der Schweiz hinter her hinken und eigentlich dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung des Produktes Grossraum Bern bestehen würde. Neuerdings wird indes, neben der Empörung primär in das Erzeugen von Bedürfnissen investiert (zu Deutsch „Marketing.), anstatt das Produkt als solches zu verbessern. Wie zuvor bereits die Stadt Bern ist auch der Kanton Bern neuerdings eine Marke.
    Die Geburtsstunde des Marketings kam in Deutschland bekanntlich mit der Erfindung des Backpulvers durch Dr. Oetker. Durch Massenwerbung wurde dem Kunden erstmals ein Produkt angeboten, das ihm eine Arbeitserleichterung verschaffte, von dem er aber bis dahin nicht gewusst hatte, dass er es überhaupt brauchte.
    Welches Bedürfnis die Marken „Kanton Bern“ oder „Stadt Bern“ befriedigen sollen, von dem Man/Frau bisher nicht gewusst hatte, ist unklar. Das Bedürfnis nach schöner Landschaft oder einer historischen Altstadt jedenfalls kann es nicht sein, denn, bei aller Liebe zu Bern, schöne Landschaften, gute Wohnlagen und historische Altsätdte gibt es überall in der Schweiz, schon in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Stadt oder zum Kanton Bern. Zu erwähnen ist beispielsweise die Landschaft des Juras oder des Drei-Seen-Landes, die zweisprachigen Städte Freiburg/Fribourg und Biel/Bienne, die Barockstadt Solothurn und die Zähringerstädte Thun, Burgdorf und Murten/Morat. All diese Landschaften und Städte sind nicht erfunden und produziert worden, um alsdann vermarktet zu werden, sondern über Jarhunderte gewaschen. Dabei haben sich sich immer wieder verändert und weiterentwickelt. Vor allem aber standen sie seit Jahrhunderten in einer intensiven, vielschichtigen Wechselbeziehungen zu einander. Einer Wechselbeziehung insbesondere auch in wirtschaftlicher, sprachlicher, konfessioneller und kultureller Hinsicht. Hier würde eigentlich viel Potential liegen, in diesem Grossraum Bern, welcher durch Aare durchflossen wird. Aber wie heisst es doch so schön in einem Lied über eine Stadt am Aarestrand „Es isch immer eso gsi“ und das scheint fast so etwas wie die heimliche Nationalhymme, des so arg gebeutelten Grossraums zu sein.

  6. @ Röstigraber
    In Fribourg streitet man sich noch heute, ob denn nun der Bahnhof zweisprachig angeschrieben werden soll oder nicht. Die Zweisprachigkeit in Fribourg beschränkt sich heute auf die zweisprachige Beschriftung der alten (aber nicht neuen) Gassen und Strassen. Leider… 🙁

  7. Genau hier liegt das grosse Problem und auch die grosse Gefahr. Es fehlt schlicht und ergreifend das Bewusstsein, dass der Grossraum Bern zweisprachig ist, bzw. dass Mitten durch diesen Grossraum eine Sprach- und Kulturgrenze verläuft. Obschon von der “Deklassierung” auch weite Teile des Kantons Freiburg, insbesondere auch die Stadt Freiburg betroffen sind, findet die Thematik in den französischprachigen Freiburger Medien kaum Anklang. Generell ist leider ein sehr schwaches Bewusstseins für einen gemeinsamen Raum und eine gemeinsamen Geschichte zu spüren, nicht nur in Freiburg sondern auch in Bern. So wird im offiziell verwalteten Bern, wenn überhaupt, nur so ganz nebenbei noch feststellt, dass auch Teile von Freiburg zum Grossraum Bern gehören und dass dort, zu allem Übel, auch noch mehrheitlich französisch gesprochen wird. Ähnliches gilt übrigens auch für Biel/Bienne, oder Murten/Morat nur sind dort die die welschen in der Minderheit.

    Wenn man die neue Schweizer Karten des ARE anschaut, dann hat die französischsprachige Schweiz mit dem Bassin Lémanique ihren Metropolitanraum und die deutschprachige Schweiz deren 2, Zürich und Basel. Einzig der Raum, wo die Sprachgrenze verläuft, ist zweitklassiges, mittelländisches Niemandsland.

    Zum Glück gibt es da noch den Stadtwanderer, der uns mit seinen Wanderungen immer wieder ein Stück Gemeinsamkeit und gemeinsamer Geschichte dieses Niemandslandes hervorholt. Gäbe es nur mehr davon!!

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