zeigen was ist, überzeichnen, was auffiel, distanz markieren zu dem, was nicht vermisst hätte

alle berühmtheiten des jahres waren da: merkels handy, obamas ohren, putins machthand, assads greueltaten und berlusconis grinsen. nichts davon war wirklich lustig, dennoch wurde kräftig gelacht.

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Karikatur: Silvan Wegmann

aufgelockert wurde die vernissage zu den besten schweizer karikaturen des jahres 2013 vor allem durch christine egerszegi und ruth dreifuss, zwei der schlagfertigsten frauen aus der schweizer politik. nicht einmal der geübte befrager sandro brotz konnte sie ich echte verlegenheit bringen. immerhin, der rundschau-talker entlockte beiden gästen einige bonmonts und bekenntnisse: ruth dreifuss outete sich, an einem programm zu drogenwirkungen teilgenommen zu haben, aus rein medizinischen gründen, meinte die ex-gesundheitsministerin; der versuch sei bald abgebrochen worden, denn die hypothese, die dem experiment zugrunde gelegen habe, sei eindeutig falsch gewesen. gesundheitspolitikerin christine egerszegi nahm das thema entspannter: sie sei eine 68erin, habe in lausanne romanistik studiert und so einiges ausprobiert; nur warte sie bis heute auf die wirkungen.

erheiterndes gelächter!

über karikaturen genervt habe sie sich eigentlich nie, meinte die aargauer ständerätin aus den reihen der fdp. sie würden masslos übertreiben, nicht ohne wahren kern. das wisse man, wenn man sich der sparte zuwende; und das solle man nicht vergessen, wenn man einmal betroffen sei, meinte die eingefuchste franzlehrerin. die ex-bundesrätin reagierte gespaltener. als ein welsche karikaturist sie mit spritzen in der hand gezeichnet habe, welche sie in schulhöfen abgegeben haben solle, habe sie heftig interveniert. denn die karikatur, so die genfer pensionistin, sei eine eingängige form der informationsverbreitung, nicht der falschmeldungen.

eiskalte mienen!

am witzigsten waren beide frauen, als sie über die politik sprachen. „warum das bundeshaus eine kuppel habe?“, fragte sich dreifuss gleich selber; weil es kein flaches zirkuszelt gebe, antwortete sie postwendend. und egerszegi meinte, wahlkampf gleiche prostitution, denn es gäbe leute, die würden einen im strassenwahlkampf meiden, als arbeite man/frau im ältesten gewerbe der welt.

süffisantes schmunzeln!

auf das verhältnis zu ihren parteien angesprochen, blieb die gewerkschafterin dreifuss trocken. sie sp vertrete die richtigen positionen, und sie habe auch als bundesrätin immer das grundvertrauen ihrer genossInnen gehabt. da schäkerte die freisinnige egerszegi viel lockerer: als sie erstmals als frau unter männern kandidiert habe, habe der parteipräsident verlangt, dass alle mit sauberem hemd, ordentlicher krawatte und frisch rasiert antreten müssten. sie habe geantwortet, die ersten beiden sachen ging, das dritte sei ihr zu intim.

herzhaftes lachen!

es tat gut, nach einem anstrengenden jahr schweizer politik mit volksabstimmung über minder-initiative, aufständen gegen asylunterkünfte, im parlament versenktem us-deal für banken, durchbruch beim gripenkauf, angekündigter altersvorsorge 2020 und anspruchsvollem verhandlungsmandat mit der eu das politjahr 2013 locker vom hocker verabschieden zu können. genau das leisten karikaturen, in dem sie zeigen, was ist, überzeichnen, was auffiel, und distanz markieren zu dem, was man gar nicht vermisst hätte. die heutige vernissage mit eigentlich allen grössen der schweizer karikaturistInnen-szene hat das bestens auf den punkt gebracht. eigentlich kann man den besuch im berner kornhausforum über die fest- und feiertage nur empfehlen.

schelmisches grinsen!

stadtwanderer