stadtgolfwandern

stadtgolfwandern soll 2014 zum festen bestandteil meiner stadtwanderungen werden. einen tag kreuz und quer durch die stadt fribourg ist angesagt, mit geschichte und golflöchern.


gepielt werden soll eine auswahl der stadtgolflöcher, abwechslungsweise zu orten der stadtgeschichte

“hä?”, antworteten mir followerInnen wie @motzella diese woche, als ich per twitter die hauptprobe des stadtgolfwanderns ankündigte.

die erklärung ist furchtbar einfach: stadtgolfwandern ist eine zusammensetzung aus stadtgolf und stadtwandern. letzteres sollte meinem publikum bekannt sein. es ist denken mit den füssen, die einen durch die stadt tragen, während sich dem geistigen auge meist anhand von quartirgrundrissen, hausfassaden oder strassenzügen die geschichte eröffnet.stadtgolf wiederum kann man meines wissens momentan nur in fribourg spielen. eigentlich ist es eine mischung aus golf und minigolf. gespielt wird golf, die distanzen sind aber kleiner. und, es findet nicht im grünen des landes, sondern in der stadt statt, namentlich dort, wo es grünflächen hat. stadtgolfwandern, so die idee, ist die verknüpfung von geist und gefühl. denn ohne letzteres geht kein ball in kein loch, und ohne ersters erschliesst sich keinem die historische kulissen beim stadtgolfen.

wie gesagt, am donnerstag war die hauptprobe. seit zwei monaten trage ich die idee mit mir rum, das erwähnte kombi anzubieten. was erwartet die teilnehmerInnen? – eine tagestour durch fribourg, ein mittagessen in der lauschigen unterstadt. 6-7 stationen stadtgolf, und ebenso viele zwischenhalte, um etwas über die stadt und ihre umgebung zu erfahren.

mein verhältnis zu fribourg ist speziell, denn es ist meine geburtsstadt. im vorschulalter sind meine eltern jedoch weggezogen, seither habe ich im baselbiet, im aargau, in zürich und in bern gelebt. seit einige jahren zieht es mich auch wieder nach fribourg. die stadt, der ich länger auf distanz blieb, hat sich stark geändert hat, dass man sie selbst mit kinderheitserinnerung glatt neu entdecken kann.

wer nach fribourg kommt, merkt schnell, wie wichtig die mehrsprachigkeit (geblieben) ist, spürt den katholizismus, und kann das kleinstädtische mit den händen greifen. man kennt sich, man sieht sich, und man tauscht sich ohne umstände aus. das macht einen teil der lebensqualität fribourgs aus, ist aber auch für die soziale kontrolle verantwortlich.

wer sich in der altstadt aufhält, fragt sich wohl, was wann und von wem gebaut wurde? von der gründungsphase im 12. jahrhundert, der zähringerzeit, sieht man ausser dem stadtgrundriss kaum mehr etwas. so steht die zähringrburg nicht mehr, und die häuser im kern der altstadt sind mehrfach erneuert worden. geblieben sind dagegen zahliche monumente der dem 13. jahrhundert der kyburgerzeit: die frühen klöster, die ersten brücken und die anfänge der stadtbefestigungen. an die habsburgerzeit erinnert die namentlich kathedrale, unter könig rudolf I. begonnen, aber erst 200 jahre fertiggestellt. das fribourger rathaus aus dem 16. jahrhundert erinnert an das ende der feudalen fremdherrschaft, den beitritt des stadtstaates zur eidgenossenschaft. das kunsthitorische museum, der ratzehof, steht für die renaissance, die frankreich und das soldwesen bestimmten, während das collège saint michel den einfluss der gegenreformation unter pater canisius symbolisiert. schliesslich kann man den bahnhof aus dem 19. jahrhundert als anschluss fribourgs an den bundesstaat interpretieren, und die universität miséricorde als verbundenheit zur katholische welt rund um den globus.

lange suchte ich nach orten für den schmerzhaften beitritt fribourgs zum bundesstaat. einfach war das nicht. denn die eidg. truppen des sonderbundskrieges standen ausserhalb der stadt, als diese kapitulierte; und das theater, in dem sich die radikalen freiburgs sammelten, um 10 jahre die herrschaft über die stadt und den kanton auszuüben, ist schon lange kein theater mehr, sondern das alte gebäude der hauptpost. arrangiert hat man sich in fribourg erst spät mit dem freisinnigen bundesstaat: seit 1919 stellte der kanton vier bundesrätInnen, drei aus den reihen cvp, den jetzigen aus jene der sp. so konservativ die jean marie musy und jean bourgknecht waren, so weltoffen gaben und geben sich joseph deiss und alain berset.

das ist typisch, denn aus der provinzstadt wird heute ein urbanes zentrum mit einer rasch wachsenden agglomerationsbevölkerung, die allterdings in hohem masse wegpendelt, um in bern oder lausanne einer arbeit nachzugehen. und so wäre das portrait fribourgs unvollständig, würde man nicht auf das neue in der stadt eingehen: das centre zum einkaufen, l’équilibre mit dem (neuen) theater und die poyabrücke, eben erst im rohbaubau fertiggestellt. all das soll platz haben im künftigen tagesausflug.

eines braucht es für diese tour: gute stadtschuhe und etwas kondition. denn nicht nur die geschichte der stadt ist durch auf und ab geprägt, auch die topografie, die dem gemeinwesen seinen trutzigen geist in fremder umgebung verliehen hat, ist eine herausforderung für wandererInnen. treppen hatte es überall und zuhauf!

meinen gästen will ich die entwicklung dieses zentrums des schweizer katholizismus aus der vergangenheit bis in die gegenwart zeigen, das durch wolle, söldner und käsefondue berühmt wurde. ein paar persönliche eindrücke solle nicht fehlen, die tour aber nicht bestimmen. und wem das zu kopflastig ist, der kann sich mit dem stadtgolfen zwischendurch entspannen.

ein bisschen neugierig war man diese woche schon, was ich da vorhabe. so kamen die freiburger nachrichten gleich mit auf die probewanderung; am montag soll das feature von färe, meinem twitter follower @fcalislar erscheinen!

gesucht sind gruppen von 5 bis 15 personen, die 2014 einen samstag lang mit mir stadtgolfwandern wollen!

interessentInnen wenden sich an den

stadtwanderer