die freiburger eidgenossen von 1225

die ältesten eidgenossen kommen nicht aus der urschweiz, sondern aus freiburg, schreibt georges andrey, freiburger historiker, in seinem eben erschienen buch über die suisse romande.

nein, es geht nicht noch einmal um die frage, wann die eidgenossenschaft gegründet wurde. 1307 sagte der humanist aegidius tschudi im 16. jahrhundert, 1291 schob wilhelm oechsli am ende des 19. jahrhunderts nach und prägte damit das bis heute gültige datum. es geht auch nicht um die frage, ob sich damals eidgenossen verbündeten, oder ob gleichzeitig die eidgenossenschaft entstand. seit längerem negiert man letzteres. die prominenteste stimme hierzu stammt von thomas maissen, der die beendigung des alten zürichkrieges im frieden von 1450 als den moment erkennt, mit dem aus den lockeren bündnissen die eidgenossenschaft entstand, deren mitgliedschaft forthin exklusiv war.

doch geht es um die entstehung eidgenössischer bündnisse. denn da beanspruchten die innerschweizer die ersten gewesen zu sein. zuerst bekam uri vom kaiser einen freiheitsbrief, dann schwyz, schliesslich auch unterwalden. zusammen bildete man, ab 1291 die (innerschweizer) eidgenossenschaft, der sich im 14. jahrhundert luzern, zürich und bern mit verbündeten anschliessen sollte.

ich habe auf im stadtwanderer-blog schon mehrfach geschrieben, dass zwischen bern und freiburg ab 1243 eine vertragliche verbindung bestand, die vergleichbar, aber älter ist. nun schreibt georges andery, der freiburger historiker, in seinem neuesten buch über die geschichte der suisse romande, dass man das anders sehen müsse. das zentrum sei nicht in bern, vielmehr freiburg gewesen. denn freiburg bildete schon 1225 ein bündnis mit payerne; 1239 folgte eines mit avanches, und 1243 kam das besagte mit bern hinzu, womit freiburg eine kleine metropole im burgundischen geworden war, stark genug um dem mächtigen bischof von lausanne und dem savoyischen adel auf dem plateau zu widerstehen.

„comburgeosie“ nannte man diese bündnisse. geschlossen wurden sie zu verteidigungszwecken; man nutzte sie auch, um sich gegenseitig das marktrecht zu sichern. initiiert wurden sie um rechtssicherheit zu schaffen, namentlich in zeiten, in denen das königliche resp. kaiserliche recht nicht mehr sicher war. grund hierfür war das beginnende zerwürfnis zwischen kaiser friedrich ii. und papst honorius iii., ausgelöst durch die eroberungen friedrichs an der ostsee, in denen er ohne zustimmung des kirchenherren den deutschorden mit der mission betraute. der rest ist bekannt. friedrich regierte wie ein römischer kaiser über das mittelmeer; vom papst wurde er als ketzer mehrfach gebannt. im norden versagte friedrichs sohn heinrich, bis er vom eigenen vater als könig abgesetzt wurde. jetzt kümmerten sich die städte mittelalterlichen typs um die kostanz des rechts – mit comburgeosien eben.

zwar lagen payerne, avanches, freiburg und bern auf burgundischem boden. sie alle verdankten ihre existenz oder neugründung dem kaiser und seinen vasallen. sie traf der zerfall der kaiserlichen macht hart, und sie haben die idee der städtebündnisse aus oberitalien ins burgundische gebracht. damit gingen sie weiter als die innerschweizer eidgenossen, die auf kaiserliche privilegien aus waren, um sich gegen den lokalen adel, besonders die habsburger, zu wehren, denn die garantieren von höchster stelle sollten von übergriffen schützen.

sicher, georeges andrey ist als historiker nicht unbestritten. sein letztes buch zur schweizer geschichte (“l’historie de la suisse pour les nuls”) wirbelte namentlich in der westschweiz die historikerzunft gehörig auf. denn der freiburger kann gut schreiben, rehabilitierte damit die politische geschichtsschreibung gegenüber der sozialwissenschaftlichen, nimmt aber wertungen vor, die insbesondere den historikern in lausanne nicht gefallen. unabhängig davon, meines erachtes lohnt es sich, die geschichte von schwurbündnissen, die zur eidgenossenschaft führten, wie andrey es vorschlägt, neu zu bedenken, selbst wenn sie nicht von dauer waren. abgesehen davon, dass es ganz reizvoll ist zu hören, dass diese nicht nur landschaften entstanden, sondern durch städte, sagt sich der

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