erdöl-schock 1973 – und heute?

revolution in tunesien und ägypten, bürgerkrieg in lybien. was bedeutet das für uns? – eine erinnerung.

sriimg20060604_6779261_2es ist eine schwache, aber lebhafte erinnerung. die autobahnen waren leer. wir spazierten über brücken und sahen erstmals die weite der schnellstrassen durch unser land. denn kein lastwagen, kein personenwagen störte das bild.
fantasien kamen auf, was man damit alles machen könnte: rollshuhstaffeten, velorennen, oder gar die rückführung der strassen in natur wurden diskutiert.

erinnert wird hier an das jahr 1973. den ölschock. ausgelöst durch den jom-kippur-krieg, den aegypten und syrien gegen israel führten. der westen unterstützte die angegriffenen, die erdölfördernden staaten reagierten mit der drosselung von erdöl, um den westen in schach zu halten.

als erste massnahme führte man vier (?) autofreie sonntag ein. die bildeten die unterbrechung des rhythmus, an den man sich mit jeder eröffnung eines stücks autobahn immer unweigerlicher gewöhnt hatte. so wollte man energie, das erstmals zu einem knappen gut wurde, sparen.

ob das wirtschaftliche etwas genützt hat, zweifelt man heute. im sinne der politisierung war der einschnitt wirksam. auf der einen seite setzten wird und mit arabischen staaten auseinander, damals vor allem aegypten und saudi-arabien. beide genossen in der folge einen schlechten ruf. auf der anderen seite eroberte die vorstellung der grenzen des wachstums unser denkvermögen. vorher hatte ich glaube ich nie gehört, dass erdöl endlich sei.

im nachhinein ist es einfacher abzuschätzen, was der erdölschock von 1973 alles auslöste: zum beispiel die suche nach anderen energiequellen wie der kernenergie, aber auch erneuerbarer energieträger. müll(wieder)verwertung kam auf, genauso wie die diskussion über wärmedämmung. ja, selbst solch einschneidende massnahmen wie die einführung der sommerzeit kamen auf. im ersten anlauf wurde dies in einer volksabstimmung abgelehnt, aus ökonomischen gründen von der politik dann doch eingeführt. auf der anderen seite ist die inflation in folge steigener energiepreise ein thema. massnahmen gegen die verringerte kaufkraft wurde zu einem zentralen thema der politik. erfolgreich eingeführt wurde in der schweiz ein preisüberwacher. schliesslich änderte man die ganze geldpolitik, die darauf ausgerichtet war, die teuerung in den griff zu bekommen.

warum ich mich heute erinnere? – bei meiner morgendlichen schoggi vor dem gang in die stadt, habe ich in den zeitungen gestöbert und die neuigkeiten aus spanien gelesen. wegen den steil ansteigenden treibstoffpreisen, darf man ab nächster woche nur noch 110 stundenkilometer auf den spanischen autobahnen fahren 15 prozent des erdöls und 11 prozent des diesels will man so sparen. für spanien, das seinen energieverbrauch extrem durch importe deckt, scheint das unentbehrlich.

und selbstredend frage ich mich, ob das bald auch in der schweiz ein thema wäre. zum beispiel des angelaufenden wahlkampfes. dem stadtwanderer wäre es recht, wenn er mit seines gleichen auf den strassen mehr platz bekäme.

stadtwanderer