die berner bären als filmthema

die berner bären kennen ein ungebrochenes interesse. jetzt soll ein dokumentarfilm zu bern und ihren bären in geschichte und gegenwart entstehen.

deaartio
dea artio, die bärengöttin von muri bei bern: ältestes zeugnis des bärenkultes in bern aus gallorömischer zeit

daniel bodenmann ist filmemacher. der neue bärenpark hat es ihm angetan. dazu will er einen dokumentarfilm drehen. doch interessiert ihn nicht nur die gegenwart, die begeisterung für urs und berna, der unfall mit dem behinderten oder der fehltritt mit den kostenüberschreitung. nein, es geht ihm um das verhältnis der berner zu ihren bären. um das zu verstehen, will er in der geschichte graben, den bär im wappen ergründen, und die bären in bern im bärengraben auferstehen lassen, und ihre tiefe wirkung auf die hiesige mentalität aufzeigen.

wir treffen uns erstmals beim zytglogge, kennen uns nicht. das rendez-vous, durch dritte eingeleitet, kann nur am 1. april stattfinden. das lässt skepsis aufkommen, die aber rasch verschwindet, als wir uns begrüssen. wir beschliessen einen spaziergang durch die stadt bis zum bärenpark zu machen. doch bleiben wir schon wenige meter danach stehen.

der bär ist seit 1513 ein ständiger gast in bern, beginne ich zu erzählen. damals kehrten die berner als stolze schlachtensieger in novarra beim mailand nach hause. als zeichen ihrer macht hatten sie einen bären dabei, den sie den franzosen abgenommen hatten. 1798 revanchierten diese sich. sie schleppten den berner bär nach paris ab, und erst einige jahre später kam bern wieder zu einem seiner wappentiere.

die legende will es, das bern seit der stadtgründung mit den bären verbunden sei. herzog berchtold soll nach vor dem aufbau der stadt erklärt haben, das erste tier, das man im eichenwald erlege, solle dem ort den namen geben. und da es ein bär war, hiess die stadt hinfort bern. das jedenfall wissen wir aus den alten stadtchroniken. doch sind die gut 200 jahre nach der stadtgründung aufgeschrieben worden.

unten an der aare erzähle ich dem filmemacher meine version, wie die stadt zu ihrem namen kam. die stelle an der alten untertorbrücke ist seit jeher ein übergang. denn die aare muss hier durch zwei felssteine mit 60 meter distanz durch. ein fähre erleichterte die überfahrt, und die gab es hier seit menschengedenken. das dürfte dem ort den namen gegeben haben. denn berna ist keltisch ein schlitz, ein engnis, und genau das meinte man mit der stelle, wo die aare durch musste und man sie auch einigermassen sicher überqueren konnte.

als die zähringer an die aare kamen, bauten sie ihre burg auf linke aareseite genau an die stelle, wo man die fähre überwachen konnte. denn für den wegn nach freiburg, lausanne und genf war der übergang von hoher bedeutung. ob sie selber im namen des bären bern regierten, ist nicht belegt. denn zur stadtgründung gibt es kaum quellen. erst als die zähringer ausgestorben waren und stadt zur reichsstadt erhoben wurde, kam der deutsche könig nach bern, und gab ihr ein siegel, das den bär enthält.

ich vermute deshalb, dass er eine art stellvertreter wurde. dass es in der nähe einer werdenden stadt noch bären gab, ist unwahrscheinlich. vielmehr wurde bewusst an die germanischen mythologie angeknüpft, um denn das prachttier lässt, wenn es sich mit einem menschen vereinigt, ein neues volk entstehen. der rückgriff war wohl auch so gemein. in der gegegend, die am ende des 12. jahrhunderts grenzland war zwischen burgundisch-savoyischen und schwäbisch-kyburgischen ansprüchen, sollte allen gezeigt werden, dass hier ein neues spezielles völkchen entsteht, das stolz ist auf seine stadt, und diese auch zu verteidigen weiss.

meinem filmemacher stockt der atem. ich solle es ihm nicht übel nehmen, das sei alles spannend, aber etwas viel aufs mal. auf jeden fall will er mich bald schon mit kamera und mikrophon interviewen. jetzt ist nur zu hoffen, dass das grosse projekt zustande kommt, den bärengeschichten weiss ich noch ein menge zu erzählen.

stadtwanderer

alles falsch: berner regierungsratswahlen müssen neu ausgezählt werden!

ein zählfehler hat das ergebnis der jüngsten regierungsratswahlen im kanton bern verfälscht. heute morgen soll die korrektur bekannt gemacht werden.

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fertig luschtig: heute wird die alte regierung verkünden, dass die neue gar nicht so zusammengesetzt sei, wie das offizielle foto vormache.

john antonakis, markting-professor in lausanne, war am montag morgen ausser sich. noch am samstag hatte die bernerzeitung seine wahlprognose für den neuen berner regierungsrat publiziert. am sonntag abend war dann klar, dass das ergebnis nicht mit der vorhersage übereinstimmte.

“da muss ein fehler unterlaufen sein”, diktierte antonakis um 0815 seinen studentInnen ins notizbuch. doch übte er so nicht selbstkritik, denn er war überzeugt, dass man sich in bern beim auszählen getäuscht habe. noch nie seien die prognosen des gurus falsch gewesen, wussten die studis nach der vorlesung zu berichten. und so waren auch sie überzeugt, das ihr wettfavorit, marc jost, der neue sunnyboy der evp, wegen eines irrtums um einen posten in der berner regierung geprellt worden war.

am dienstag war die geschichte als kolumne aus dem uni-campus im le temps zu lesen gewesen, und eine kopie davon wurde in der ehrwürdigen staatskanzlei neben dem berner rathaus etwas verschämt unter den spitzenbeamtInnen herumgereicht. in der nacht auf mittwoch schlief dann staatsschreiber kurt nuspliger, der oberste wächter über die wahlen, schlecht. denn im dunkeln erinnerte er sich an eine unrühmliche geschichte, die sich in winterthur zugetragen hatte. bei den wahlen in den dortigen gemeinderat hatte man jüngst vergessen, die stimmen aus dem e-voting-test zu den stimmen auf den wahlzetteln hinzuzuzählen. an der staatsschreiberkonferenz sei der fall kritisch, jedoch mit dem hinweis diskutiert worde, das könne passieren, wenn man nun auch virtuelle wahlzettel habe.

“du heiliger strohsack!”, soll nuspliger mitten in der nacht geschrien und schon um 0400 in seinem büro über dem protokoll gebrühtet haben, erzählt man sich nun hinter vorgehaltener hand. denn, ihm sei in den sinn gekommen, auch im berner oberland habe ein solcher test stattgefunden. von thun bis brienz hätten alle gemeinden um die oberländerseen daran teilgenommen. und ausgerechnet diese nicht-wahlzettel habe man am sonntag nicht zu den wahlzettel gerechnet.

alles, was seither zum wahlergebnis kommuniziert worden sei, musste also falsch sein. wenn nur der rickebacher res nicht wieder aus seiner haut fahre und sage, das sei nestbeschmutzung, dachte sich der staatsschreiber. denn dann werde der haas adi mit gestellter brust behaupten, er habe immer gesagt, alles was aus der rotgrünen regierung komme, sei schönfärberei. und das werde nun an ihm, dem ehrbahren beamten, hängen bleiben.

am donnerstag morgen nun wird der staatsschreiber dem alten regierungsrat bericht machen müssen, weiss der stadtwanderer. denn auch er war am mittwoch im rathaus, um ein kabel abzuholen, dass er am sonntag vergessen hatte. dabei erfuhr er, dass unmittelbar nach der eilends einberufenen morgensitzung ein neues protokoll zu den regierungsratwahlen veröffentlicht werde. um alles wieder ins lot zu bringen, werde nuspliger dem regierungsrat beantragen, die montagsausgabe der bz und des bundes amdonnerstag mit den neuen ergebnissen auf staatskosten nachdrucken zu lassen, sodass man wenigstens in der geschichtsschreibung nichts von dem fehler merken werde.

und davor werde man umgehend vier briefe schreiben müssen. einen an marc jost, der dank des nachzählens an sechster stelle stehe und regierungsrat werde, an philippe perrenoud, neu achter, dass er nur dank der juraklausel wieder regierungsrat sei, und einen an beatrice simon, dass sie nun siebte sei, an sich gewählt wäre, aber ausscheide, weil sonst keiner aus jura bernois in der regierung sitzen würde. der vierte brief schliesslich soll an professor john antonakis mit der bitte gehen, inskünftig das protokoll der regierungsratswahlen gleich selber zu schreiben.

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