skandalös: werbung für werbung

ich bin skandalisiert. wegen “m” wie migros. und ihrer unsäglichen werbeaktion auf ortschildern mit einem “m”.

hbwbncme_pxgen_r_249x332wo auch immer in der schweiz eine ortstafel ein “m” hat, wurde sie während der gestrigen migros-attacke missbraucht.

selbst unter sprayern gibt es so etwas wie einen minimalen grundkonsens: verkehrs- und ortstafel sind tabu. denn sie helfen den menschen, sich zu orientieren und korrekt zu verhalten. das ziel von sprayereien ist nicht die desorientierung, sondern der protest gegen den tod in hausfassaden, brückenpfeilern und betonwänden

doch das ist mittlerweile den werbern zu bünzlig. guerilla-marketing ist angesagt: die provokation muss maximal sein. und hierbei fallen die letzten tabus. recht ist nur der krassest mögliche regelverstoss.

die schlussfolgerung muss ich aus der aktion der migros-werbung ziehen, die sich gestern erfrechte, in der ganzen schweiz ortsschilder zu verkleben, wenn der name nur ein “m” beinhaltete. münsigen, münchenbuchsee, moosseedorf und meiringen: bei ihnen allen wurde das bekannte blaue schild mit dem ortsnamen mit dem orangenen “m” für migros überklebt.

informiert wurde niemand, denn das hätte nur das überraschungsmoment verringert. und dieses war die zentrale absicht: “Mit der M-Aktion möchten wir auf die neuen TV-Spots, Plakate und Anzeigen aufmerksam machen”, sagte der Werbeleiter der Migros gestern.

wie bitte? werbung macht man für produkte, damit sie gekauft werden. das jedenfalls habe ich in meinen marketingvorlesungen gelernt. doch das ist alles passé, denn heute macht man werbung für werbung. nur weil es soviel werbung gibt, sodass sie für nichts mehr wirbt. also muss sie beworben werden, mit guerilla-aktionen, damit wenigstens die medien darüber schreiben.

so heruntergekommen ist die werbung zwischenzeitlich. einfach skandalös!, sagt sich da der

stadtwanderer