berner medienlandschaft: gerüchteküche brodelt weiter

gerüchte sind mitteilungen ohne autorInnen. deshalb verbreiteten sie sich schneller als nachrichten, denn jeder erzählt sie weiter. doch sind sie auch weniger zuverlässig als diese, weil sie keine klaren garanten haben. gerade wenn sie nachrichtenmedien betreffen, wie die zukunft der berner medienlandschaft.

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einst glaubte ich, zwei zeitung in bern seien nötig, dann schwächte sich dieses gefühl mehr und mehr. doch weiss ich immer noch nicht, was kommt und ob das gut ist (foto: stadtwanderer.net)

alles begann am letzten samstag. redaktorInnen des berner “bund” sammelten auf dem bundesplatz unterschriften für ihre aktion “rettet-den-bund”. 13’000 signaturen sollen es zwischenzeitlich sein. eine erstaunliche sympathiewelle.

das sind genug multiplikatoren, wenn es um die zukunft der lokalen und regionalen medien geht. sie verstärken jeden möglichen wind gleich in alle richtungen.

der grosse rat des kantons bern nahm heute das thema auf. christoph stalder von der fdp brachte eine austarierte resolution ein, mit der eine vielfältige, unabhängige presse gefordert wurde, da diese eine wichtige aufgabe im politischen, gesellschaftlichen und kulturellen diskurs zukomme. damit konnte nur das verschwinden einer oder beider der bernansässigen zeitungen, die zwischenzeitlich der tamedia gehören, gemeint sein.

über mittag brodelte die gerüchteküche in den einschlägigen berner bars. dem vernehmen nach werde die chefredaktion des tages-anzeigers heute neu bestellt. res strehle, bisher stellvertretender chefredaktor beim tagi, übernehme gemeinsam mit markus eisenhut, co-chefredaktor der berner zeitung, das ruder in zürich. man kenne sich aus den diversens projekten, die man für den verlag erarbeitet habe, liessen beide über das eilends konsultierte newsnetz im co-interview verlauten. tagi und bz verschmelzen wohl noch in diesem jahr zu einer gemeinsame grossen zeitung, war denn auch das nachmittägliche pausengespräch.

doch was geschieht mit dem bund? darüber rätselte man heute fast überall. am abend nährte dann der blick für die gute nacht die spekulationen: die nzz, vormals schon am bund beteiligt, beabsichtige erneute bei der berner traditionszeitung einzusteigen und eine stadtausgabe der alten tante aus zürich zu lancieren, konnte man auf der heimfahrt der pendlerzeitung aus dem hause ringier entnehmen. von wo das geld nehmen im nzz-verlag?, dachte man unwillkürlich.

unwahrscheinlicher als auch schon erscheint heute abend die fusion bz/bund. eher wahrscheinlich ist tagi/bz. doch was mit dem bund? gibt es den bund bald nicht mehr, als lokalausgabe der nzz oder gar als nur als zusatzbund eines bernzürcherischen tagesanzeigers? alles bleibt gerücht, bis die besitzerin, die tamedia, hier klartext spricht.

eines eindrucks konnte man sich heute nicht erwehren: alles musste an diesem tag in die welt gesetzt werden, selbst wenn es nur gerüchte waren. denn morgen würde man das wohl für einen 1. april-scherz halten.

stadtwanderer