kampagnen-bashing ist en vogue!

die plakatkampagnen zur volksabstimmung über die personenfreizügigkeit haben diese woche eingesetzt. und mit ihnen hat auch das postmoderne campaigning-bashing auftrieb erhalten. so zum beispiel im berner “bund” von heute.

ein richtiger tag für die berner werbung und die berner journis war das – nicht! “der bund” brachte einen riesigen artikel über die plakate zur personenfreizügigkeit. höhepunkt des beitrags waren einige zitate von bernhard abegglen, dem führenden kopf der berner werbeargentur contexta ag. bitterböse fielen seine beurteilungen: “hausbackene banalität” attestierte er den ja-plakaten mit den apfelbäume. no emotions, no information. punkt. auch der nein-kampagne wurde nicht geschmeichelt: “misslungen”, “uninspiriert”, “eindimensional”. die plakative gleichsetzung von rumänen mit kriminellen sei kein beispiel ernsthafter kommunikation. doppelpunkt!

die story von marc lettau war süffig. beide seiten bekamen ihr fett ab. dem vorwurf einseitigen parteinahme entging der autor so. verschwiegen hat er dabei allerdings, dass er als unabhängigen experten ausgerechnet den werber sprechen liess, der die werbung für den serbelnden berner “bund” macht. weder journalistisch noch werberisch ist das eine glanzleistung.

überhaupt: contexta ist bisher mit politischer werbung nicht aufgefallen. kaum eine der grossen abstimmungskampagnen der letzten jahre ging an die berner werbebude. obwohl die firma demonstrativ am 1.mai 1968 gegründet worden war. vielmehr war man an der berner wasserwerkstrasse vor allem im käsegeschäft tätig. am anfang war es “tilsiter”, heute ist es der “appenzeller”. zugegeben, die plakate zu letzterem sind ganz gefällig. bekloppt ist dafür die serie der contexta für das schweizer gemüse: “sei mein aufschneider – deine gurke!” in der laufenden abstimmungkampagne würde das plakat abegglens wohl heissen: “sei mein gebieter – deine bulgarin.”

echt! die creativen aus der werbebranche in ehren. für ästhetische lifestyle-werbung sind sie alle mal gut. in der politischen kommunikation fehlt ihnen aber schlicht das grundwissen. eine empfehlung bei politkunden ist die kollegenschelte in der öffentlichkeit kaum. aber medienaufmerksamkeit bringt sie. denn die heutigen journis haben nichts so gerne, wie wenn ein aussenseiter einem etablierten an den karren fährt. postmoderne beliebigkeit kommt mir da nur noch in den sinn.

frage an den bund: warum wurde nicht den urheber der bäumchenkampagne, den zürcher campaigner hermann strittmatter, ein erfahrener mann im metier (zb. werbung für den zürcher stadtpräsidenten), befragt. oder noch deutlicher: warum verschweigt der artikel, dass die gleiche kampagne bisher keine europa-abstimmung verloren hat, obwohl sie seit den bilateralen regelmässig eingesetzt worden ist?

kurz: mir fehlt der beweis der these des ganzen artikels. um in der sprache der bund/contexta-werbung zu bleiben: “beweis – harter fakt, der die schuld des angeklagten überzeugend belegt”.

keine tag für die berner werber und berner journis, sage ich da nur!

stadtwanderer