grossartig?!

vor kurzem lobte ich diesen blog uns seiner leserschaft, kaiserin adelheid sei wiederentdeckt und in der interaktion von schreibendem und lesenden populär geworden. doch da erhielt ich eine mail, die mich betroffen machte:

“Grossartig
Sie rühmen sich, die Erinnerung an eine grosse Frau der Vergangenheit wieder erweckt zu haben. Grossartig, sagen sie da zu sich selber.
Ein Stöbern auf ihrem Blog zeigt mir aber, dass sie durch und durch Männertaten, Männerleistungen und Männergeschichte grossartig finden. Von grossartigen Frauen, ihren Taten, ihre Wirkungen und ihrer Geschichte verstehen Sie nichts.”


grossartige porträts von frauen und männern, jeden monat durch die flickr-foto-gemeinschaft auf internet ausgezeichnet “quelle”

auch wenn die mail keine absenderin, keinen absender, nur eine ip-adresse hatte: das kurze schreiben hat mich betroffen gemacht. zuerst wollte ich abwehren, die beiträge zu männer und frauen in der geschichte zählen, nebst adelheid auch anna seiler oder madonna erwähnen, über die ich spezielle beiträge geschrieben hatte. doch dann merkte ich: ich wehre mich, weil ich die bemerkung deplaziert finde.

und wenn sie stimmt? – warum soll ich mich dann wehren? bessern ist da angebrachter!

also mache ich auf den weg, nebst allen männern, die ich kenne, auch frauen in der geschichte, in der erinnerung, in der vergessenheit zu suchen.

meinen horizont zu öffen.
gesichter zu finden.
geschichte zu sammeln.
geschichten zu vermitteln, die bisher ausgeblendet wurden.

ein erster exkurs folgt alsbald!

stadtwanderer

auf eine stange im bierhübeli

reprise wegen spam-belastungen der alten version

eigentlich wollte ich auf eine stange ins berner bierhübeli. ich war schon seit jahren nicht mehr in dieser quartierbeiz an einer ausfallstrasse richtung mittellandautobahn.


das bierhübeli 2007: von aussen teil der alternativkultur in der berner länggasse, von innen ein feines musiklokal (foto: stadtwanderer, anclickbar)

rat statt tat

gerne hätte ich im bierhübeli in meinen vergangenen erlebnissen geschwelgt. zum beispiel in jenen zu den einladungen von jürg steiner, berner politikwissenschafter, der nach chapel hill ausgewandert war, um dort als professor für european politics zu lehren, im sommer aber an der berner uni die studentInnen des gleichen metiers fachlich unterhielt. denn wenn seine seminare abgeschlossen waren, ging er mit seinem schützlingen am liebsten ins bierhübeli, sass mit ihnen im biergarten, erzählte über gott und die welt sowie über konflikt und konkordanz: mit einer arbeit über das gütliche einvernehmen in der schweiz war er seinerzeit in mannheim habilitiert worde. gnägi ruedi, der berner bundesrat aus den reihen der svp, schrieb, als er noch jungpolitiker war, das vorwort zu jürgs studien. sich zuerst beraten, bevor man handelt, war und ist das motto des angesehenen wissenschafters gewesen und geblieben.

doch mit meiner stange im bierhübeli war heute nichts. in der gartenbeiz konnte man der kälte wegen nicht sitzen. und man wäre auch nicht bedient worden. denn das bierhübeli ist heute kein normales gasthaus mehr; es ist ein konzertlokal. bier gibts nur noch für die clubmitglieder, welche die jazz- rockkonzerte im umgebauten haus besuchen.

von der bgb- zur svp-hochburg

oder für jene spitzenpolitiker, die hier am 24. november 2007 den 90. geburtstag ihrer politischen partei feierten. denn im bierhübeli gründete ruedi minger in den kalten kriegstagen des november 1917 seine berner bauern- und bürgerpartei. gegen die kapitalistische rechte sollte sie sich wenden, genau so wie gegen die sozialistische linke. eine zentrumspartei sollte sie sein, welche die interessen und das weltbild des mittelstandes in die politik einbringen sollte.

und wie sie das machte! bald schon war man regierungspartei im kanton bern und wenig später sass minger rüedu, wie er hierzulande genannt wird, im bundesrat. bis heute ist für für zwei sachen bekannt: die wehranleihe zur aufrüstung der schweiz zum 2. weltkrieg, die er durchbrachte, und die witze, die er über sich selber erzählte und die bis heute noch kursieren.

1971 fusionierte man die deutschschweizerisch gewordene bgb mit den bündner und glarner demokraten zur svp. in den 80er jahren stieg dann der zürcher flügel mächtig auf und machte dem berner konkurrenz. geführt wurde er vom milliardär christoph blocher, als fähiger industrieller bewundert, als querulant in der wirtschafts- und politikelite geachtet und geächtet.

doch dessen politik war das gegenteil von dem der bgb-ler von altem schrot und korn.

. man ist nicht mehr in der mitte, aber ganz rechts.
. man kümmert sich nicht mehr um wechselwähler, aber um neuwählende.
. man verdeckt keine probleme mehr, man benannte sie. man bemühte sich nicht mehr ausgewogenheit, sondern um vereinfachung.
. man hat keine politischen partner mehr, sondern feindbilder.
. man geht nicht mehr mit würde mit den instititionen um, sondern verhöhnte sie.

und man hatte damit erfolg. zur wählerstärksten partei des landes ist man so von 1991 bis 2003 avanciert, und 2007 legte man gleich nochmals zu.

an der jüngsten geburtstagfeier hatte die svp noch zwei bundesräte: christoph blocher aus zürich, justiz- und polizei bestimmend, sowie samuel schmid, der herr der schweizer generäle. beide lauschten im bierhübeli den worten von parteipräsident ueli maurer. sein sekretär fasste diese für die öffentlichkeit pointiert zusammen: man habe die svp als lebendige volksbewegung gelobt, die damals wie heute gegen das marode gewordene politsystem kämpfe, speziell gegen die sich liberal gebärdenden machtparteien. und daraus habe sich das parteiverständnis von heute ergeben:

. programm vor posten,
. prestige vor privilegien.

wer das aufgeben würde, verrate die partei und verliere seine wählerInnen. und die seien das mass aller dinge: “Ein Sitz im Bundesrat hat keinen Wert an sich; er ist eine Möglichkeit, unsere Politik besser umzusetzen. Das aber ist nur mit den richtigen Personen möglich. Und genau diese richtigen Personen haben wir nominiert. Wird unseren Kandidaten die Wahl in die Landesregierung verweigert, geht die SVP in die Opposition.”

von der regierungs- zur oppositionspartei

62 nationalräte zählt die svp heute, 7 ständeräte kommen dazu. diese hat die partei nun auf den oppositionskurs eingeschworen. allerdings unter zahlreichen kompromissen wie es scheint: man darf in den kommission bleiben, in denen man war, als man nicht opposition war. man darf sie sogar präsidieren, und man darf auch den nationalratspräsidenten in seinen reihen wissen. aber man muss oppositionell denken. in den zentralen fragen gibt es kein pardon mehr:

. die steuern müssen gesenkt werden, gebühren und abgaben soll, wo möglich, verschwinden; die sanierung der öffentlichen finanzen soll nur ausgabenseitig erfolgen;

. für eine neutral, unabhängige und souveräne schweiz muss man einstehen, die eigenen volksrechte dürfen durch kein völkerrecht beschnitten werden;

. mehr sicherheit muss man schaffen, indem man asyl- und sozialmissbrauch konsequent bekämpft, kriminielle ausländer ausschafft und schweizer wertvorstellung verteidigt.

mit diesem kompromiss zwischen ämtern und positionen hat man die parteispaltung, die selbst ueli maurer vor einigen tagen für möglich hielt, vermieden. nicht vermieden hat man dagegen den bruch mit dem bundesrat: von den beiden eigenen regierungsmitgliedern, samuel schmid und eveline widmer-schlumpf, glaubt man in den svp-reihen zu wissen, dass sie das nicht lupenrein tun. deshalb hat man das scherbengericht über sie eröffnet und sie in die neue fraktion gar nicht erst aufgenommen. und folgert daraus munter: da die svp-fraktion im bundesrat nicht mehr vertreten ist, muss man den wählerauftrag in der opposition erfüllen. man wird das geschlossen als partei und fraktion tun; untergruppierungen, die zu den bundesrätInnen kontakte aufrecht erhalten oder knüpfen, braucht man nicht.

60 der 63 fraktionsmitglieder sind heute dieser neuen stossrichtung gefolgt. bis am 1. märz will man die 85’000 mitglieder schrittweise auf die neue strategie einschwören. keine zweifelt, dass das nicht gelingt.


hier und heute kein bier: rückkehr in die stadt mit bernmobil … (foto: stadtwanderer, anclickbar)

tat statt rat

eigentlich wollt ich heute nur auf eine stange ins bierhübeli. ich wollte mich ein wenig an die atmosphäre der konkordanzseminare von jürg steiner erinnern. doch die kommt nicht mehr so schnell auf. musik statt politik, ist das motto im bierhübeli. und: tat statt rat, heisst es im generalsekretariat der svp, zweimal um die ecke des bierhübeli.

da habe ich heute gar nicht gefragt, ob ich eine stange bekomme. ich beschliesse, den 11er bus von bernmobil zu nehmen und in der stadt meinen durst zu löschen.

stadtwanderer

sattwanderer

sie versehen doch neutsch! bitte besen sie diesen kontext genau durch! ich habe ihn in aller weile im zehnfindersystem geschrieben. das erleichtert die schnelle lecktüre ungeheim, was ja heute, bei den vielen nettbewerbern, die man überschall hat, schrötig ist. denn ohne bahnstrengungen gibt es nirgends mehr einen zertifikater.


Haribo_Buchstaben

habe heute eine kuhsine getroffen, die an nagersucht leidet, genauso wie meine militante. seit beide nicht mehr so sick sind, passt nichts mehr aus ihrem kleiderkrank. “kain wunder!”, wag ich da, ist doch insalata nixda das einzige, was sie noch regelmässig hessen. voller zuversucht haben sie sich angesichts ihrer geschundheit jüngst einem eilpädagogen anvertraut, doch das hat auch nichts geschützt.

lassen wir das, ich muss jetzt ins brett, schafen! morgen geht’s in die gewinnerschweiz. ich halte da einen bissenschaftlichen vortag über die lebensversickerungen bei den findogermanen. ich hoffe, ich muss dann nicht gleich auswandern, nach sparaguay oder wo … bleib ja ganz bern in gern, obwohl ich gelegentlich auch ein fernsehnen habe!

und wer noch nicht genug von meiner schlechtschreibung hat, der schlage “bier” nach, dem hitzigsten blog im winterbett, auf den ich heute vorgestossen bin und auf den ich liebend gern eine merciflage verfasst habe!

euer sattwanderer