samstags in bern

der kiosk-verkäufer verwickelt mich sofort in ein gespräch: “wenn die polizei präsenz markiert ohne zu provozieren, klappt das schon. demonstrationen müssten weiterhin erlaubt sein in bern, aber die veranstalter müssten klipp und klar den tarif kennen.” bevor ich etwas sagen kann, fährt er gleich weiter: “ich lebe vom zeitungsverkauf. aber ich nerve mich, wie man nur darauf wartet, dass es krawalle gibt, über die man berichten kann”. ich kaufe ihm eine zeitung ab, sie ist auch für mich an einem samstagnachmittag lebenswichtig.


präsenz markieren, botschaft platzieren und spuren hinterlassen – fast schon ein ritual der anti-wef-demonstrantInnen am heutigen nachmittag (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

nach angaben der verantstalter sollen sich 1500 menschen zur zweiten anti-weg-demo innert wochenfrist in bern zusammengefunden haben. ich würde da nicht übertreiben: zwischen dem chindlifrässerbrunnen (reformatorische strenge), dem kornhaus (merkantilistische grösse) und dem restaurant “pyri” (ex-stammbeiz des verstorbenen anwaltes der schwachen daniele jenni) haben sich maximal einige hundert personen eingefunden. sie verhalten sich, wie angekündigt, demonstrativ friedlich.

aber sie markieren präsenz. gegen das wef.
sie zeigen ihre botschaft. für’s publikum.
und sie hinterlassen ihre spuren. zulasten der stadt.

gegen die machtvolle demonstration der wef-organisatoren in davos, die in die halbe welt ausstrahlen, kommt die fast schon rituell wirkende gegenversammlung in der berner altstadt nicht an. es ist wie david gegen goliath. aber auch david scheint nicht richtig vorbereitet zu sein. seine demonstration will heute irgendwie nicht richtig gelingen.

ich nehme denn auch kein eigentliches argument mit auf meinen stadtwandererweg. denn das mikrophon der sprecher überschlägt sich regelmässig. und wenn man einmal etwas versteht, dann beklagt man nicht die ungerechtigkeit der welt, sondern wettert über die polizeieinsätze von turin bis bern.

und die gelangweilten medienleute verhalten sich genauso, wie mein kiosk-verkäufer es prognostiziert hatte. wenn es keine krawalle gibt, weiss nicht recht was machen. das gilt am meisten für den hobby-fotografen vom “winkelried”-blog, der mir krampfhaft nachstellt, um ein “beweis-bildli” von mir zu schiessen.

sorry, herr krankfurter, die unterstellung auf ihrem blog, den stadtwanderer heute als vermummten chaoten an amtl. bewilligten krawallen entdeckt zu haben, entbehrt einer jeder grundlage. wie jeden freien samstag, wandert er in bern wann und wohin er will, und posiert er nicht vor ihrer linse, damit sie ihre vorurteile bestätigen können.

stadtwanderer

spazieren & geschichte

wer als tourist an bern denkt, lobt spontan die altstadt, schüttelt aber wegen den preise den kopf. das jedenfalls hält tourismus schweiz in seiner jüngsten marktforschung zu 38 schweizer toursten städten fest. 4000 besucher haben hierzu auskunft gegeben; 84 davon, die direkte erfahrungen mit bern hatten.


in historisch bedeutsamer umgebung spazieren zu gehen, ist gemäss der studie tourismus schweiz die wichtigste erfüllte erwartung der touristInnen in bern (foto: stadtwanderer, anclickbar)

stadtwandern im trend …

“spazieren & historie” – das sind die grossen themen des stadtwanderers. immer fasziniert ihn das an bern, bisweilen mit den augen des einheimischen, manchmal aber auch des gastes. sehen, staunen, sich erinnern und sich bilden sind sein programm.

damit trifft der nicht nur eine zentrale erwartungen der bernbesucher; es sind auch jene beiden punkte, die gleichzeitig überdurchschnittlich gut beurteilt werden.

“sightseeing und atmosphäre” nennt die studie diese wichtige dimension des touristischen städtimages. dazu zählen auch echtheit und der einzigartigkeit. doch gerade da machen die bern-sucher schon erste fragezeichen: was sie erwarten, wird nicht immer eingelöst. und diese diskrepanz gilt ganz besondes für die atmospäre in bern. sie ist legendär, aber nicht mehr für alle touristInnen fassbar.

nach bern kommt man nicht unbedingt wegen des einkaufens. was man dann aber beim shopping vorfindet, bekommt die eigentliche bestnote. die mittleren erwartungen werden hier klar übertroffen. das gilt notabene auch für berns stadtführungen: kein besonderes kriterium bei der stadtwahl, aber eine angenehme erinnerung, wenn man dann genutzt hat.

bern’s konkurrenzprofil …

bern’s profil, das tourismus schweiz resümiert, lautet:

. top beim shopping,
. gut beim sightseeing,
. bei kultur&kunst sowie
. bei märkte&feste.

in all diesen punkten liegt bern auch über den schweizerischen mittel. bei urbanität, naturnähe und essen liegt bern dagegen nur im mittelmass. welness und erholung sind die eigentliche schwachstelle. wer das sucht, geht in der schweiz nicht nach bern.

mit diesem profil befindet sich bern auf schweizerischen boden im verbund und in konkurrenz mit benachbarten städten wie fribourg, lausanne, luzern und solothurn. luzern schneidet dabei für touristen klar attraktiver ab, die andern städte eher etwas schlechter.

aufforderung zum handeln!

so, jetzt müssen das nächste mal bei der umfrage von tourismus schweiz nur noch mehr leute auskunft geben, weil sie, von einem aktiven berner stadtmarketing zahlreicher nach bern gelockt wurden!

stadtwanderer

tourismus schweiz studie 2007