die welfen-sippe

im plattdeutschen sind welpen junge raubtiere. im hochdeutschen wäre daraus welfen geworden. doch dieser begriff hat sich nicht durchgesetzt. hundezüchter reden unvermindert von welpen, und von welfen sprechen nur mediävisten. im mittelalter war sie eine adelsippe, die an den karolinger hielt, wie kleine welpen an ihren eltern, bis sie selber selber herrscher wurden, unter anderem könige von burgund.


welpensippe: jungtiere werden aufgezogen, bis sie selber zuschlagen können! (quelle: flickr_dan65)

im gefolge des schwagers und kaisers

konrad, seines gleichnamigen sohnes wegen, der ältere genannt, war im 9. jahrhundert, der goldenen zeit, laienabt von st. gallen. er hielt bedingslos zu seinem kaiser, ludwig I., den man seiner kirchennähe wegen, später der fromme nannte.


kaiser ludwig, “der fromme”, mit kaiserin judith verheiratet, der einen schwester von konrad dem älteren

ludwigs erste frau, irmengard, verstarb, als ludwig schon drei söhne hatte, und in der ordination imperii seine nachfolge geregelt hatte. sohn lothar sollte kaiser werden, während ludwig das bayrische und pippin das acquitanische königreich erben sollten. doch der witwer ludwig heiratete ein weiteres mal, jetzt die welfin judith. sie gebar ihm einen weiteren sohn, den sie in anlehnung an ludwigs vater, karl den grossen, keck auf den namen karl taufen liess.

das war programm! judith setzte durch, dass auch der kleine karl am väterlichen erbe beteiligt würde. ludwig schaffte hierfür eigens den schwäbischen dukat, bestehend aus alemannien, rätien und einem teil burgund. zieht man von der heutigen schweiz das tessin, ist der neue ducatus weitgehend identisch mit dem heutigen staatsgebiet.
für das frankenreich bedeutete diese gründung indessen der anfang vom ende: lothar, designierter nachfolger als kaiser, aber nach italien abgeschoben, liess seine elten inhaftieren und übernahm 830 selber die regierung. diese enttäuchte, und ludwig gelang es erneut, die macht zu übernehmen. gegen seine söhne, regierte er mit verweisung, zwang und militärischen mitteln. 833 stand man sich vor colmar militärisch gegenüber. doch da versagte die loyalität des fränkischen adels gegenüber dem kaiser. seiner truppen beraubt, musste der kaiser abdanken. selber kam er in ein kloster bei soisson, judith wurde in tortona in italien inhaftiert und karl, deren gemeinsame sohn, kam ins fränkische kloster prum.

zu den inhaftierten letzten getreuen des kaisers zählte auch konrad, der bruder der kaiser, und der onkel von karl. der st. galler abt, vom kaiser mit dem titel eines herzog von alemannien ausgestattet, um das mögliche erbe von karl zu sicher, teilte das schicksal seiner verwandten. dieses änderte sich, als nun pippin und ludwig auf ihren bruder losgingen, und ihm nur noch die flucht nach italien blieb. die kaiserfamilien wurde befreit, und ludwig regierte bis zu seinem tod 840 weiter, mit seiner frau judith und sohn karl an seiner seite.

im gefolge des anderen schwagers und ostfränkischen königs

konrad, der st. galler welfe, wechselte nun das lager. er schloss sich nach seiner befreiung ludwig an. auch mit ihm war er verwandt, denn seine zweite schwester, emma, war dessen frau. nun teilte er während 25 jahren dessen aufstieg.


ostfränkischer könig ludwig II., “der germane” (früher: der deutsche), mit königin emma verheiratet, der anderen schwester von konrad dem älteren

840 wurde ludwig beim tod des kaiser, wie vor vorsehen könig von bayern. konrad wurde schon im vorfeld mit verschiedenen grafentitel ausgestattat. graf von argenau, im alpgau und im linzgau nannte er sich nun, und sicherte ludwig den einfluss bis an den bodensee. 841 kämpfte konrad auf dessen seite in der adelsschlacht von fontenoy. gemeinsam mit dem halbbruder karl, der sich nach dem tode von pippin zum könig von acquitanien aufgeschwungen hatte, setzte man nach fränkischem brauch lothar, dem neuen kaiser militärisch zu. danach liessen die beiden neuen starken im frankenreich, die schlachtensieger karl und ludwig, ihre jeweiligen adel 842 den treueeid schwören, und einen teilungsvertrag für das erbe des vaters ausarbeiten, bei dem alle drei (halb)brüder gleichberechtigt ausgehen sollten. lothar blieb zwar kaiser, aber auf das mittelreich von aachen bis rom reduziert, während karl könig von westfranken und ludwig könig von ostfranken wurde.

die beiden halbbrüder, ludwig ein karolinger mit einer welfenfrau, karl, eine mischung aus karolinger und welfen blut, etablierten sich in der folge besser als ihr ältester bruder lothar. dieser starb schon 12 jahre nach der reichsteilung, ohne dass sich sein reich stabilisiert hätte. nur in italien, wo lothar seinen sohn ludwig II., den gegenübem dem ostfränkischen könig gleichen namens, den jungen genannt, einsetzte, etablierten sich nach 855 einigermasse feste strukturen. in der provence, wie man das rhonetal jetzt nannte, konnte sich karl, lothar zweiter sohn nicht richtig festsetzen. einmal war er als 10jährige zu jung, sodann litt er, wie viele nachfahren karls des grossen unter epilepsie. er starb bereits 863. auch lothar II., der den nördlichen teil des alten mittellreiches übernommen hatte, kämpfte fast ständig um sein überleben. um seine macht als lothringischen könig zu sichern, verband er sich mit dem niederländischen adel der bosoniden. doch die heirat mit teutberga wurde bereits zwei jahre nach seiner einsetzung als könig aufgelsöt.

858 geriet auch karl in westfranken in bedrängnis. die normanen unternahmen vom atlantik aus angriffe auf den grossen flüssen. der westfränkische adel wankte, und rief ludwig, den ostfrönksichen könig, zur hilfe. ludwig rückte selber vor, und schickte seine getreuen welfen nach burgund, wohin karl geflüchtet war.

im gefolge des eigenen neffen und westfränkischen königs

doch da kam es zum eklat: konrad, vormals laienabt von st. gallen, herzog von alemannien, mehrfacher graf im bayrischen, schwager seines königs, wechselte die seite. man schloss sich dem bedrängten westfränkischen karl an. als ludwig sah, dass ein teil seines heeres übergelaufen war, zog er sich zurück, und karl setzte sich gegen die normanen durch.


westfränkischer karl, “der kahle”, später kaiser karl II., der neffe von konrad dem älteren

konrad wurde wegen seines verrats all seiner titel in ostfranken enthoben. karl entschädigte ihn, der seit längerem mit adelis, einer westfränkischen adeligen verheiratet war, mit dem titel eines graf von paris, und seine sippe dehnte sich seine-aufwärts aus. in sens und in auxerre liess man sich nieder und sicherte die täler. konrads sohn wurde 859 graf von auxerre, er selber übernahm, erneut als laie, das kloster st. germain-auxerre. 862 verstarb er in auxerre.

vor der geburtstunde der burgundischen welfen

mit konrad dem älteren hatte sich die welfensippe angesichts der krise der karolinger breit gemacht. immer hatte er sich nach dem jeweils mächten ausgerichtet. immer war man mit ihm, dank der heirat der welfin judith in die karolingische kaiserfamilie, auch eng verwandt.


kaiserin judith, die schwester von konrad dem älteren

einmal war es der kaiser und schwager, dann der eine könig, wiederum ein schwager, und schliesslich arbeitete man für den anderen könig, dessen onkel man war. immer profitierte man davon, vorstehen von abteien wurde man, zu herzöge stieg man auf, und grafentitel sammelte man gleich reihenweise. schliesslich hatte man soviel mitgeraubt, dass man seine eigenen welpen plazieren konnte. konrads sohn, eben konrad der jüngere, sollte noch eine wichtige rolle in untergegangenen frankenreich spielen, denn er ist der stammvater der welfischen könige im hochmittelalterlichen burgund.

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