schnelle kommunikationswelt

ich bloge gern. aus und über bern. und ich suche mir zusammen, was andere dazu schreiben. in meiner stichwortliste blieb ich vor kurzem bei “bernetblog” hängen und begann zu lesen. aus versehen. denn mit “bern” hat das blog eigentlich nichts am hut. es befasst sich mit der medienarbeit im netz, der online-pr in der globalen kommunikation.


quelle: www.bernetblog.ch

kurzweilige präsentation der medienarbeit im netz

dennoch habe ich mit das dort empfohlene buch “medienarbeit im netz” gekauft. aus beruflichen gründen. ich könnte ein kunde von marcel bernet public relations werden. denn ich bin institutsleiter, politanalytiker und online-kommunikator.

vom buch war ich sofort angezogen. ich habe es in einigen nachtstunden gelesen. obwohl ich viel zu tun habe, beruflich, und privat eben auch mal bloge.

das allein ist schon eine empfehlung, die mehr wert ist als jede rezension!

mehr noch: ich habe ein buch mit einem klar umgrenzten thema gelesen.
“bravo” für den autor!
das buch trifft einen nerv der zeit. nochmals “bravo” für das timing!
und es liesst sich schnell. gleich nochmals “bravo” für die machart!

ein buch zum netz, nicht ein netz zum buch

die schnelle lektüre des buches ist allerdings auch nötig. denn es wird schnell veralten. der autor selber geht davon aus, dass wir uns an der schwelle zum internet 2.0 befinden: dem partizipativen internet mit unendlich vielen treibenden. sie alle werden das netz revolutionieren.

autor marcel bernet schätzt, dass die wesentliche veränderung der arbeitswelt der letzten 10 jahre in ihrer beschleunigung bestehe. und dem setzt der autor ein buch entgegen, das entschleunigen soll. innehalten ist angesagt, um zu verstehen wo wir sind und wohin wir gehen.

das buch selber ist keine website, aber wie eine. es hat viele einzelteile. keine 200 seiten, aber 20 kapitel. es hat eine art homepage mit viel lob für die potenziellen leser als einstieg. und es hat anhänge zum auftanken, begriffe begreifen, und das hilfreiche umfeld des autors kennen zu lernen. jedes kapitel wiederum beginnt mit einer kurzübersicht. fast wie eine e-mail. was dann kommt, ist knapp gehalten, fast wie ein communique. dies ist auch gut geliedert und hilfreich illustriert, fast wie eine website. schliesslich bekommen auch die angestrebten leserInnen-typen des buches zahlreiche einstiegsmöglichkeiten. traditionalistInnen lesen es von vorne nach hinten. optionalistInnen greifen nur das raus, was sie gerade interessiert. und blogger erschliessen sich den text über das grosse register.

das massgebliche kommt erst gegen schluss …

die ersten sieben kapitel beschäftigen sich mit den trends in der heutigen pr. sie sind analytisch nicht tiefschürfend, aber äusserst praktisch angelegt. es folgen die kapitel 8 bis 14 zu den instrumenten der online-kommunikation. zur sprache kommen e-mail, sms/mms, mediencorner, podcast, weblog (2) und wiki. das meiste hiervon findet man auch unter wikipedia auch, weiss es selber, oder kennt es aus der rezeptliteratur der pr-branche.

doch das ist gar nicht das entscheidende: zum buch wird das buch nämlich erst mit dem kapitel 15. es stellt die frage: was gebrauche ich wofür? erstmals werden hier zwischen zwei buchdeckeln die einzelnen instrumente der online-kommunikation im verbund vorgestellt. und das macht sinn: kaum eine firma hat ein blog, aber keine e-mail. selten sind kommunikatoren, die podcasts zu nutzen wissen, aber auf sms/mms verzichten.

das buch ist im letzten drittel eine übersichtliche standortbestimmung der online-kommunikationskanäle. diskutiert werden push- und pull-strategien in der netzkommunikation. rss und tags werden als neue landkarten der unübersichtlichen netzwelt vorgestellt. dass alle kann man jedoch erst richtig nutzen, wenn man ein umfassendes netz-monitoring hat. um dieses zu bewirtschaften, schlägt der autor vor, die instrumente in einem ich-verlag zu organisieren.

online-kommunikation als vorhof der massenkommunikation

online-medien werden im buch medienarbeit im netz als vorhof der etablierten medien verstanden, die ihrerseits ins netz diffundieren. gleichzeitig treffen sie dort auf die relevanten anbieter. und genau das muss die online pr-beratung mit dem ich-verleger bewirtschaften. das ist denn auch d e r neue begriff, den ich bei der lektüre gelernt habe!

die instrumente werden hierzu in zwei richtungen aufgeteilt: nach der geschwindigkeit und der reichweite. am schnellsten sind die foren; doch nutzen sie bloss wenig. thematisch websites sind deutlich langsamer als das, aber besuchter. weblogs wiederum haben mehr beuscher und sind schneller. deshalb interessieren sie heute am meisten.

das ist wohl auch der grund, weshalb die vorläufig bekannten grundlagen des ich-verlages speziell ausgeführt werden: relativ günstig, unheimlich rasant und global verhängt. wer das zu nutzen weiss, kann den nachrichtenfluss auf den kopf stellen. das wunderwort ist der “dialog von unten”.

das netz selber entwickelt sich fast unverändert schnell. deshalb muss rene decartes’ berühmter satz neu geschrieben werden: “ich google, also bin ich.” und wer auf google nicht kommt, ist gar nicht mehr vorhanden. das virtuelle sein hängt vom ruf ab.

den hat man.
oder den man auf baut.
oder den man aufbauen lässt.

damit schliesst den autor den bogen, denn er einleitend eröffnet hat: die medienarbeit mit der e-kommunikation ist eine der neun unterschiedenen modi der heutigen pr-kommunikationen. sie ist, so die undiskutierte annahme des buches, die kommende. und genau deshalb braucht es trendsetterbücher wie “medienarbeit im netz”.

meine würdigung

aus meiner erfahrung als “ich-verleger” stimme ich dem meisten im buch von marcel bernet zu. ausser der ausführlichen linkliste im anhang. die hätte ich nicht gebraucht, denn die veraltet noch schneller als die tipps. ein einfacher link auf www.pronline.ch hätte da genügt.

dafür hätte man die zentralen annahmen gerne besser belegt gehabt. zum beispiel:

nimmt medienarbeit im netz weltweit und in der schweiz wirklich zu?
gerne hätte man auch die argumente ausserhalb der pr-firma marcel bernet communications gelesen!
schliesslich hätten auch die finalen thesen, die ich hier vorgestellt habe, eine ausführlichere diskussion verdient!

über strategie und zufall zu wenig gründlich nachgedacht!

marcel bernet, der autor hat mir seine grundannahme so eindrücklich wie nur möglich vorgeführt. sie lautet: in der heutigen netz-kommunikation entstehen neuen kerne der kommunikation, welche die alten der massenmedialen welt ablösen, die ihrerseits die ursprünglichen der personalen kommunikation verdrängt haben.

das stimmt! wir marcel bernet unterrichte ich am maz, am zfu und an der zürcher hochschule winterthur. doch bin ich marcel bernet nie begegnet. ich habe noch nie mit ihm gesprochen. und sein buch habe ich erst gekauft, nachdem ich ihn und sein thema im netz gefunden habe.

allerdings nicht strategisch, wie er meint, sondern aus versehen! das könnte auch ein symptom sein: vieles von dem was sie heute in der kommunikation entwickelt, geschieht nicht teleologisch, sondern zufällig, vor allem aufgrund der wachsenden möglichkeiten der online-kommunikation.

genaus so wie bei mir: denn eigentlich wollte ich stadtwandern. dabei entdeckt man halt immer mehr, als man erwartet!

internet-wanderer

die werbung zum buch