wenn sich der stadtwanderer mit den landwandererInnen trifft

es ist zwar schon eine weil her, aber ich erinnere mich gut: letzten herbst ging ich mit dem kurs der exkursleiterInnen des bernischen natur- und vogelschutzes den mont vully besuchen. und ich entschied mich spontan, ihnen die kulturgeschichte des berges erzählen. mit vollem erfolg: jetzt ist die rede in der sondernummer des “turmfalken”, der hauszeitschrift der natur- und vogelfreunde erschienen.

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foto: stadtwanderer-flickr

die exkursionsleiterInnen machen sich mehrfach im jahr an einem sonntag morgen auf und davon, um all das, was sich in der natur bewegt, zu beobachten. erstmals dabei, hörte ich den spezialistInnen unter den landwandererInnen gebannt zu, als es um schmetterlinge, käfer und vögel ging, die ich alle noch nie gesehen hatte.

und ich revanchierte mich: während der mehrstündigen exkursion entschied ich mich, am hang des mont vully mit herrlichen blick über den murtensee den wanderer-kollegInnen die kulturgeschichte des berges zu erzählen, dessen natur sie soeben studiert hatten. manche staunt zuerst nicht schlecht, doch immer mehr öffneten sich nun ihnen die augen für sache und zusammenhänge, die sie sonst übersehen hätten.

der “turmfalke”, das publikationsorgan der natur- und vogelschützer, hat dieser tage eine sondernummer zum mont vully herausgegeben, und meine verschriftlichte rede über einen meiner lieblingsberge abgedruckt.

wen es interessiert, die zusammenhänge zwischen natur und kultur, zwischen sesshafter und wandernder bevölkerung, zwischen verkehrs- und stadtgeschichte, zwischen römischer und germanischer zivilisation von der kuppe des mont vully aus erzählt zu erhalten, der lese ganz einfach unter dem nachstehenden link weiter!

stadtwanderer (in gedanken wieder mal auf dem land)

turmfalke.pdf

meine geschichte, die ich damals über die wanderung auf dem stadtwanderer erzählte


aussichten auf einen ganz frühen silvestermorgen 2008

stein1.gifgestern war ich in der “arena“. die abstimmung über “volkssouveränität statt behördenpropaganda” wurde verhandelt. unmittelbar nach der sendung wurde ich von einem fan angefragt, ob ich für einen anlass in den freiburgischen sensebezirk käme? “klar”, antwortete ich. mein silvester 2008 könnte damit einen unerwarteten ablauf bekommen.

meine eltern lernten sich im fribuorgischen le mouret kennen. das liegt im saanebezirk, gut 10 kilometer südlich der stadt fribourg, und hart an der sprachgrenze. auf der andern seite des grabens liegt sankt silvester, ein kleines dorf, das sich etwas verträumt an die freiburgischen voralpen anschmiegt. markantes punkt im ort ist die kirche, zuoberst auf einem hügel, der gerade gross genug ist, um dem gotteshaus und dem friedhof rund herum platz zu bieten.

1148 wird st. silvester erstmals in einer urkunde erwähnt. schon damals stand eine kapelle auf dem heutigen kirchberg, die dem heiligen st. silvester geweiht war. die kapelle hat der gegend denn auch den namen gegeben; noch heute ziert der grüne hügel und die weisse kirche, umgeben von zwei bäumen, das wappen der gemeinde.

das alles verweist, wie elementar das leben in der peripherie ist, – gleichzeitig aber auch, wie flächendeckend sich das christentum ausgebreitet hat. denn der heilige silvester war kein beliebiger, sondern der erste bischof von rom, der nach der zulassung des christentums im römischen kaiserreich wirkte und nicht als märtyrer starb. er profitierte vom edikt von mailand, dass die christenverfolgung beendet hatte. erlassen wurde es von konstantin, dem ersten christlichen kaiser, der das zentrum des reiches in die von ihm erbaute (und am 11. mai 330 eingeweihte) stadt konstantinopel (heute istanbul) verlegte. dem bischof von rom gab das die möglichkeit, die sich als herr über die alte kaiserstadt herauszuheben und sich als papst über die anderen bischöfe zu sehen.

papst silvester starb am 31. dezember des jahres 335. im christlichen kalender wurde dieser tag zu jahreswende, weshalb der heilige silvester auch als patron für ein gutes neues jahr angerufen wird. in st. silvester steht man dafür sehr früh auf. um 5 uhr morgens wird in der kirche ein feierliches hochamt abgehalten. die bauern bitten nach traditioneller sitte ihren schutzherrn silvester, was eigentlich waldmann heisst, um ein reiches futterjahr für ihre tiere; hierfür tragen die gläubigen kleine opferfigürchen, die mensch und tier symbolisieren, auf den altar. der pfarrer wiederum erhält seit menschengedenken käse und schinken, als dank dafür, dass auch er seine schäfchen vor seuchen bewahre.

es kann gut sein, dass auch ich am ende dieses jahres in st. silvester bin und, wer weiss, mir in der dortigen “arena” gedanken mache, wie das leben am rande der zivilisation aus heidnischen und christlichen traditionen entsteht, – fast genau dort, wo sich mein vater meine mutter kennen gelernt haben.

freuen tät’s mich!

stadtwanderer