arena relounch 2008

am 27. august 1993 ging die erste arena-sendung des schweizer fernsehens über die bühne. moderator filippo leutenegger und chefredaktor peter studer freuten sich damals über die gelungene fernsehinnovation, die aus der ewr-streitkultur herausgewachsen war und zum flaggschiff der politsendungen in der (deutschsprachigen) schweiz avancierte. “arena-tauglich” wurde schnell zum eigentlichen qualitätssiegel für politikerInnen, expertInnen und bürgerInnen, die sich bekannt machen und durchsetzen wollten. der am häufigsten geladenen gast war dabei ueli maurer, der erfolgreiche svp-parteipräsident; als quotenträchstigsten duell entpuppte sich die debatte zwischen bundesrätin eveline widmer-schlumpf und ihrem amtsvorgänger bundesrat christoph blocher, als sie über die einbürgerungsinitiative ihrer partei debattierten. die geschichte der arena in der schweiz ist denn auch die geschichte des aufstieg der svp in der politlandschaft.

ruedi äschbacher, früher zürcher schwellen-ruedi, heute evp-nationalrat, war an der gestrigen geburtstagparty überigens der einzige politiker der allerersten arena-sendung, der auch persönlich anwesend war. er feierte im studio 1 nicht nur 15 jahre politshow, denn am morgen des ersten arena-abends heiratete er auch, und so war das gestern gleichzeitig auch hochzeitstag für ihn und seine frau.

den rückblick über 15 jahre massenmediales politainment im landsgemeindering am leutschenbach hielt ingrid deltendre, die fernsehdirektorin, für die die sportlichkeit der olympioniken das vorbild für die politikerInnen der schweiz sein sollte. wettbewerb, leistungswille und respekt waren ausgwählte stichworte, die sie gerne in der politischen arena der gegenwart vermehrt realisiert sehen möchte. ueli haldimann, seines zeichens chefredaktor von sf, zeigte auf, wie die fernseharena der zukunft in diesem umfeld positioniert sein wird. moderation, konzept und erscheinungsbild wurden in diesem sommer durchgängig modernisiert. unabhängiger, kritischer und fairer journalismus zum vorrangigen wochenthema sei unverändert gefragt. dabei sollen alle relevanten standpunkte zugespitzt geäussert werden können, denn das rechtfertige auch inskünftig den luxus, am freitag abend zur besten zeit eine sendung zur schweizer politik zu machen.

anschilessend konnten die 150 geladenen gäste (darunter auch der stadtwanderer, der bei der gepäckaufbewahrung die nummer 1 als quittung erhielt!) das neue arena-studio erstmals besuchen. schon auf den ersten blick wirkt es heller, farbiger und leichter. es ist auch transparenter, flexibler und kleiner als das bisherige, und es soll, von marianne gilgen geführt, reto brennwald die plattform für den politischen hosenlupf der woche bieten. das publikum wird näher am geschehen sitzen, aussenstehende können zugeschaltet werden, und auf der arena-website wird man nach der sendung, die weiterhin 75 minuten dauern wird, das thema weiterdiskutieren und mit eigenen videobotschaften anreichern können.

die ganz grossen streithähe der jüngsten vergangenheit in der schweizer politik fehlten gestern. christoph blocher, vreny spärri, peter bodenmann und franz steinegger kamen nicht zum relaunch der sendung, die ihre populärität gestärkt hatte. dafür wirkt die feier in den abgedunkelten, mit vielen blumen geschmückten studiohallen fast schon familiär. für erheiterung sorgte art furrer, der den journalismus mit dem wein verglich. es sah nur gemeinsamkeiten: ist er gut, findet er automatisch nachfrage. bietet man indessen nur fusel an, braucht man weder das ein noch das andere!

na denn, adieu alte arena, prost neue arena!

stadtwanderer

foto: stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

9 Gedanken zu „arena relounch 2008“

  1. also, Du bist wohl nicht nur in der gepäckaufbewahrung die nummer eins 🙂

    freue mich auf die “erste neue” arena, leider habe ich keine kamera an meinem compi um dann eine videobotschaft zu hinterlassen, denke ist auch nicht nötig. kommentieren werde ich sehr wahrscheinlich auch ohne videobotschaft, halt ganz so wie auf dem stadtwanderer 😮

  2. Alter Wein in neuen Schläuchen? Na ja, ich frage mich, ob sich der Hosenlupf-Genuss
    dank mehr “Publikumsnähe” und Aussenstationen nicht ins unermessliche, sprich ins unerträgliche, steigern und zu einem noch intensvern Gebrauch der Fernbedinung führen wird?

  3. wir sind gespannt, aber kaum euforisch. politiker bleiben ja fast die gleichen. das bodenmann, blocher und spoery fehlten ist gut, denn neue köpfe braucht das land nit alte hüte a la art furrer.

  4. meine güte, zuerst alex tschäppet dann toni brunner und alles inerhalb drei stunden 😉 das war schwer zu verdauen :-)und zudem draussen nich spitzen wetter.

    (wiederholungen der sendungen am samstag nachmittag)

  5. absolut nichts hast Du verpasst.

    es ist geschmacks sache, aber sorry toni brunner, autsch. zudem noch kluge bemerkungen der anderen teilnehmer, noch mehr autsch. “wir haben besprochen, dass sich was ändern muss in der schweizer armee, nur sind wir uns nicht einig was!”

    schade und schreklich-

    p.s. wo ist ueli maurer, wenigstens konnte er artikulieren 😉

  6. Darf ich mich zum Thema Arena auch ganz kurz einmischen? Ich habe nach der ersten Hälfte ausgeschaltet. Früher reklamierte ich immer das Reingequatsche und alle miteinander Gequatsche bei dem der Zuschauer kein Wort mehr verstand.
    Nun scheint es ein anderes Phänomen zu geben und zwar das endlose Reden jedes Einzelnen, auch wenn es stopp heisst, schnurrt die Person fleissig weiter.

    Mischa, sei froh war Ueli Maurer nicht dabei, der wäre vermutlich jetzt noch am reden. Spass beiseite, wobei ich nur bei der ersten Halbzeit mitreden kann,denk ich, dass es Toni Brunner nicht schlecht machte. Ueli Maurer war in seinen Anfangszeiten auch nicht besser. Die Zeit gibts Mischa.

    Die Arena war auf einem hohen Zenit, nur driftet sie je länger je mehr ab. Wo wir uns früher noch über die Abstimmungen ein Urteil bilden konnten, müssen wir Zuschauer uns jetzt mit einem unsinnigen Dreingequatsche, einem Nicht-zuhören vorwiegend von Politikerinnen, die dann zusätzlich lächelnd noch den Kopf schütteln abspeisen lassen.

    Meine Zeit als Arena-Zuschauerin ist mit dem gestrigen Datum vorbei, und ich denke auch, dass die Arena in dieser Form keinen Bestand mehr hat.

    Mit Filippo Leutenegger wurde und war die Arena auf dem Höchststand, aber es verläuft sich halt irgendwie alles im Sand.

  7. liebe ate

    ich gebe Dir recht, der jetzige ist nicht der vergangene. zum führen einr diskussion muss man sich respekt verschaffen und nicht nur herumgröllen; “stop”. schade.

    dass sich bei der besetzung des “innenrings” jeder profilieren wollte und sich jeder versuchte selbstdarzustellen ist klar. hätten sie nicht diesen drang so wären sie nicht parteipräsidenten 🙂

  8. meine werten gäste,
    danke für die rückmeldungen zur neuen arena.
    die tage waren etwas turbulent, und ich bin seit freitag gar nicht richtig dazu gekommen, mich aufzudatieren.
    ich werde mir die funktionsweise der neuen arena bei gelegenheit ansehen. ich hoffe auch, dass die parteipräsidenten nicht zu stark dominieren werden, denn meines erachtens hat dieses format seine berechtigung, wenn es immer wieder aufzeigt, dass es neue politische talente gibt, die in einzelnen themen sattelfest sind und deshalb auch in diskussionen mit streitkultur gut bestehen können.
    gegenüber den late night plaudershows beispielsweise im deutschen fernsehen, wo man sich meist seicht produzieren kann, ziehe ich nämlich den harten ringkampf der protagonisten in der arena klar vor!

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