der orangene faden in arlesheim

eigentlich war arlesheim jahrhundertlang ein winzerdorf unterhalb von schloss birseck. doch dann entschloss das domkapitel von basel sich in arlesheim niederzulassen, was den charakter der gemeinschaft an der untern birs gründlich. und einen organenen faden in die geschickte des dorfes spannte.

117294964_8f7480b987basel war seit spätrömischen zeiten eine bischofsstadt mit diözese und schäfchen, aber auch mit einer fürstbischof, der, von kaiser heinrich II. im 11. jahrhundert gefördert, als grundherr und weltlicher auftrat. mit der eigenen bürgerschaft verstand sich dieser zusehends weniger, und schon vor der reformation hatte der bischof seinen sitz nach pruntrut verlegte. sein stab, das domkapitel, verliess basel 1529 richtung freiburg im breisgau.

weder der kirchliche würdenträger, noch seine kanzlei sollten je in der rheinstadt wieder fuss fassen können. vielmehr baute man das fürstbistum basel, weitgehend identisch mit dem heutigen kanton jura als selbständiges staatswesen auf.

1679 war es louis xiv., könig von frankreich, der auf die expansion seines königreiches setzt. gegen holland führte er während jahren krieg, sodass sich dieses mit dem kaiser und dem spanischen könig – beides habsburger – verbündete. deshalb griffen die franzosen auf gebiete des heiligen römischen reiches deutscher nation über und besetzten unter anderem freiburg im breisgau. dem basler domkapitel nahmen die franzosen die einkünfte weg, bis sich dieses entschloss, die stadt richtung der seinen zu verlassen.

ziel der reise war arlesheim, der grenzposten des fürstbistums zu basel, keine stunde zu fuss vom rhein entfernt. der wein schien lieblich und die war bevölkerung lustig, sodass man sich entschied, eine neue katholische kirche, den heutigen dom, zu bauen. noch heute sticht diese einem sofort ins auge, wenn man durch arlesheim wandert. im spätbarocken stil gebaut, innen nach den vorstellung des rokkoko restauriert, überragt das gotteshaus schon in der höhe das bauerndorf. zudem lässt es kultur anklingen, die man sich unmittelbar daneben, im reformierten ergolztal, kaum mehr vorstellen kann.

1792 war schluss mit dieser katholischen herrlichkeit. wie das ganze fürstbistum kam auch arlesheim vorerst zur raurachischen republik, einem satellitenstaat der französischen revolution, bevor man ganz ins frankreich integriert wurde. 1815 entschied der wiener kongress, das ehemalige fürstbistum bern zuzuschlagen, wobei arlesheim zum kanton basel kam. bei der kantonstrennung in den 1930er jahren entschied man sich, den lanschäftlern anzuschliessen, wobei gleiches mit dem laufental 1978 geschah.

der dom überlebte die staatlichen wirren. bei einer gant von privaten ersteigert, später der katholischen kirchgemeinde, strahlt er seitem dem letzten jahr aussen renoviert mit neuem glanz. renovationsbedarf besteht aber im innern der so symbolisierten gemeinschaft, wie ein schreiben von bischof kurt koch, dem bischof des bistums basel mit sitz in solothurn, zu sexuelle übergriffen von pfarrherren an kindern belegt.

und noch erzählt man sich eine kuriose geschichte, wenn man sich auf dem domplatz niederlässt. im nebengebäude rechts des doms, das auf wundersame art und weise der niederländisch-katholischen familien breninnkmeijer (“c&a“), habe man hinter verspiegelten fenstern ein hallenbad eingebaut, sehr zum staunen einzelner arleser, wobei schliesslich das kantonsgericht entscheiden musste, was rechtens war oder nicht.

und so spannt sich eine organer faden quer durch die arlesheimer geschichte, vom 17. jahrhundert und den holländischen truppen, welche die franzosen erbosten, bis hin zu den reichsten europäern aus den niederlanden, die in arlesheim für ein stirnrunzeln sorgen.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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